Das Lebensgefühl der Menschen während der Coronakrise ist höchst ambivalent – einfache Antworten reichen nicht mehr aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte gemeinsamen Studie der Diakonie und anderer Organisationen wie der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Für die Langzeitstudie wurden über ein Jahr hinweg 50 Menschen aus einem Querschnitt der Bevölkerung unter anderem dazu befragt, wie sie den Alltag in der Corona-Pandemie erlebten und was ihnen in der Krise Halt und Orientierung verlieh.
Die Ergebnisse ordneten die Studienautoren drei Phasen zu. Eine von März bis August 2020 dauernde Zeitspanne sei geprägt gewesen von Hamsterkäufen, dem ersten Lockdown und anschließenden Lockerungen. Die Stimmungslage der Menschen schwankte entsprechend zwischen Ungläubigkeit, Besorgnis und Aufatmen.
In einer zweiten bis April 2021 dauernden Phase ging Deutschland in den zweiten Lockdown. Der Studie zufolge machte sich gleichzeitig eine Corona-Müdigkeit und zunehmende Besorgnis über das Ausmaß und die langfristige Folgen der Pandemie bei den Menschen breit.
Nach Ostern kam es durch den Impffortschritt bedingt zu Lockerungen. Laut Studie bedeutete das eine Rückkehr in den Alltag, aber auch einen Aufbruch ins Ungewisse.
Neben den verschiedenen Phasen konnten die Wissenschaftler als weiteres Ergebnis acht verschiedene Corona-Typen in der Gesellschaft ausmachen. Zu diesen gehörten die Achtsamen, die Ausgebrannten, die Denker, die Empörten, die Erschöpften, die Genügsamen, die Mitmacher und die Zuversichtlichen.
Die Achtsamen sind demnach Suchende und auf dem Weg der Selbstverwirklichung. Dem Impfen stehen sie zum Teil skeptisch-kritisch gegenüber. Die Erschöpften fühlen sich von vielen Verpflichtungen erdrückt, sind häufig psychisch krank. Der Pandemie gegenüber entwickelten sie “eine fatalistische Einstellung”.
20- bis 40-Jährige in künstlerischen und digitalen Berufen sind den Studienautoren zufolge häufig Empörte – sie setzen sich aktiv für eine bessere Welt ein. Sie zeichnet “eine zeitkritisch-optimistische Einstellung” zur Pandemie aus. Zuversichtliche haben “ihren Platz in dem Sozialraum, in welchem sie vorzugsweise leben und sich bewegen, gefunden”. Ihnen ging es auch während der Pandemie gut.
Mitmacher sind Familienmenschen und gesellschaftlich stark engagiert. Bei ihnen stand demnach die Sorge um die älteren Familienmitglieder im Vordergrund.
Die Genügsamen achten sehr auf ihre Work-Life-Balance, sie empfanden die Coronakrise “nicht als bedrohlich oder existentiell für das eigene Leben”. Zu den Denkern rechnen die Wissenschaftler gut situierte Kreative und Liberalintellektuelle. Sie empfanden die Zeit der Pandemie als “heilsam und zugleich als mühevolle Unterbrechung”.
Für die Ausgebrannten sorgte die Krise für eine starke Verunsicherung. Aus Sorge, andere Menschen anzustecken, lebten sie häufig sozial isoliert. Unter www.pandemomat.de kann jeder selbst herausfinden, welchem dieser Typen er entspricht.
Quelle: AFP