Shell will seinen Steuersitz nach Großbritannien verlegen

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Der Energieriese Shell will seinen Steuersitz von den Niederlanden nach Großbritannien verlegen – und stößt damit auf erboste Reaktionen der Regierung in Den Haag. Der niederländische Wirtschaftsminister Stef Blok äußerte sich am Montag “unangenehm überrascht” vom Plan des Unternehmens. Der Konzern will sich auch von seinem Namenszusatz “Königlich Niederländisch” trennen und statt “Royal Dutch Shell” nur noch Shell heißen.

Die Regierung in Den Haag bedauere die Pläne des Unternehmens zutiefst, teilte Wirtschaftsminister Stef Block auf Twitter mit. Die Regierung sei aber bereits in Gesprächen mit Shell über die Folgen für Arbeitsplätze, Investitionen und Nachhaltigkeit. All dies sei “immens wichtig”. Der niederländische Wirtschaftsverband VNO-NCW sprach von einem gewaltigen “Aderlass” für das Land.

Shell erklärte, die Pläne zur Umstrukturierung des Unternehmens, über die die Aktionäre nun am 10. Dezember abstimmen sollen, dienten einer einfacheren Struktur und der größeren Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns. Rechtlich registriert ist das Unternehmen ohnehin schon in Großbritannien. Dass nun auch der Steuersitz dorthin wandern soll, werde dafür sorgen, dass Shell “besser positioniert sein wird, um seine Chancen zu nutzen und eine führende Rolle bei der Energiewende zu spielen”, erklärte Konzernchef Andrew Mackenzie.

Zugleich betonte das Unternehmen, die Pläne hätten mit Blick auf das aufsehenerregende niederländische Gerichtsurteil zum Klimaschutz “keine Auswirkungen”. Im Mai hatten Klimaschützer vor einem Gericht in Den Haag einen historischen Erfolg gegen Shell erzielt. Das Gericht verpflichtete den Energieriesen zu mehr Klimaschutz und ordnete konkrete Reduktionsziele bis 2030 an; Shell kündigte Berufung an.

Unter Druck beim Klimaschutz steht Shell auch von Investorenseite. So hatte der größte niederländische Pensionsfonds ABP angekündigt, seine Investitionen in fossile Energieträger zu stoppen. Eine Rolle spielen dürfte auch der Einfluss des Investors Third Point, der als “aktivistisch” gilt, also über seine Beteiligung versucht, Einfluss auf den Kurs des Unternehmens auszuüben. Zuletzt hatte Third Point dafür plädiert, dass Shell aufgespalten wird und klimafreundlichere Investitionen erheblich ausgeweitet werden. Außerdem solle mehr Geld bei den Aktionären landen.

Der Hedgefonds von US-Investor Daniel Loeb habe eine Aufspaltung von Shell in mehrere Einheiten gefordert – auf solch eine Strategie gebe es nun in der aktuellen Ankündigung des Unternehmens aber “keinen Hinweis”, erklärte Analyst Russ Mould von AJ Bell. Er sieht den Konzern mit einer Adresse für den rechtlichen wie für den Steuersitz aber besser aufgestellt bei Übernahmen, Veräußerungen oder auch Aktienrückkäufen oder der Kapitalbeschaffung.  

Keine Änderungen geben soll es bei den Aktien von Shell. Sie werden den Plänen zufolge weiterhin in Amsterdam, in London und in New York gelistet sein. Von den Niederlanden nach Großbritannien gehen sollen indes sowohl Konzernchef Ben van Beurden als auch Finanzchefin Jessica Uhl. 

Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng lobte die Pläne von Shell als “klares Vertrauensvotum” für die britische Post-Brexit-Wirtschaft. In London legten die Shell-Aktien nach der Ankündigung gegen Mittag um mehr als ein Prozent zu.  

In den Niederlanden bedauerten die Medien des Landes den Verlust eines weiteren Unternehmens, nachdem Ende vergangenen Jahres bereits der britisch-niederländische Konsumgüterriese Unilever angekündigt hatte, ein rein britisches Unternehmen zu werden. 

Shell betonte am Montag, das Unternehmen sei “stolz auf sein britisch-niederländisches Erbe”. Auch künftig werde der Konzern ein bedeutender Arbeitgeber mit einer starken Präsenz in den Niederlanden sein. 

Quelle: AFP

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