Nach dem erneuten Blutbad in einer Haftanstalt in Ecuador mit mindestens 68 Toten sind die Spitzen von Gefängnisverwaltung und Armee zurückgetreten. Präsident Guillermo Lasso nahm am Montag die Rücktrittsgesuche des Direktors der Gefängnisbehörde, Bolívar Garzón, sowie von Generalstabschef Jorge Cabrera an, wie das Büro des Staatschefs mitteilte.
In dem berüchtigten Gefängnis Guayas 1 in der Hafenstadt Guayaquil waren am Freitagabend neue Bandenkämpfe ausgebrochen. Dabei wurden mindestens 68 Insassen getötet und 25 weitere verletzt. Am Sonntag erklärte dann die Regierung in Quito, die Lage in der Haftanstalt sei wieder unter Kontrolle. Soldaten wurden entsandt und sicherten das Gefängnis zusammen mit der Polizei ab, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
In derselben Haftanstalt waren erst vor knapp sieben Wochen beim bislang schlimmsten Gewaltausbruch in der Geschichte Ecuadors 119 Menschen getötet worden. Obwohl Präsident Lasso daraufhin den Ausnahmezustand über alle Gefängnissen verhängte, gab es eine Serie weiterer tödlicher Zwischenfälle.
Lasso akzeptierte nun während einer Krisensitzung zu der Lage in den Haftanstalten die Rückritte von Cabrera und Garzón. Nähere Angaben zu den Gründen der Rücktritte machte das Präsidentenbüro nicht. An der Sitzung nahmen unter anderen die Minister für Inneres und Verteidigung teil. Zum neuen Armeechef ernannte Lasso den General Orlando Fuel, neuer Direktor der Gefängnisverwaltung ist Marlo Brito, der bisher die Geheimdienstbehörde CIES leitete.
Bei dem jüngsten Gewaltausbruch in Guayas 1 hatten die Mitglieder einer Drogenbande nach Angaben der Behörden den Gefängnistrakt einer rivalisierenden Gang mit Schusswaffen, Sprengstoff und Macheten angegriffen. Später beteiligten sich auch andere Banden an den Kämpfen. In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Bilder zeugten von wilden Gewaltexzessen. Provinzgouverneur Pablo Arosemena sprach von einem abstoßenden “Ausmaß der Rohheit”.
In den chronisch überfüllten Gefängnissen des südamerikanischen Landes kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Banden, die mit mexikanischen Drogenkartellen in Verbindung stehen. Allein in diesem Jahr wurden in den ecuadorianischen Gefängnissen bereits mehr als 320 Häftlinge getötet.
Aufgrund seiner geografischen Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduzenten Kolumbien und Peru fungiert Ecuador als Drehscheibe für den Rauschgiftschmuggel in die USA und nach Europa. Guayaquil ist die wichtigste Hafenstadt des Landes und gilt als zentraler Umschlagplatz für den Kokain-Handel.
Quelle: AFP