Eine hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland treibt den Getreidepreis. Er stieg im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 33,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Auch der Preis für Speisekartoffeln erhöhte sich “bemerkenswert” um 35,5 Prozent.
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hob hervor, dass sich kurzfristige Preissteigerungen beim Getreide nicht unmittelbar auf die Verkaufspreise auswirken müssten. Viele Bäcker hätten langfristige Lieferkontrakte für Mehl ausgehandelt und seien von den aktuellen Preissteigerungen “nur mittelbar betroffen”, sagte Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider der Nachrichtenagentur AFP.
Gleichwohl gebe es derzeit eine Summe an Faktoren, die Produktion und Verkauf von Backwaren verteuerten. Ein deutlich größerer Posten als die Rohstoffpreise sind bei den Handwerksbäckern laut Schneider die Lohn- und Energiekosten: Die Personalkosten machen rund 45 bis 50 Prozent aus, die Energiekosten weitere rund sechs bis zehn Prozent.
Der steigende Mindestlohn, der laut den Plänen der Ampel-Parteien künftig bei zwölf Euro liegen soll, verteuert demnach die Produktion von Backwaren. Eine Erhöhung des Mindestlohns führe dazu, dass das Lohngefüge insgesamt steigen werde – und Arbeitgeber würden sich gezwungen sehen, “auch die Entgelte über zwölf Euro anzuheben, um den Abstand zwischen gelernten und ungelernten Beschäftigten zu wahren”, erklärte Schneider.
Zudem arbeiteten die mittelständischen Handwerksbetriebe energieintensiv, führte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands weiter aus. Bei den Energiekosten gebe es aber eine unfaire Wettbewerbsverzerrung: “So sind die großen ‘Brotfabriken’ teilweise von der EEG-Umlage befreit, weshalb sie noch günstiger produzieren können und über die Supermärkte den Handwerksbäckern Konkurrenz machen”, erläuterte Schneider. “Wir fordern daher, dass die EEG-Umlage nicht mehr von den kleinen Unternehmern und Verbrauchern gezahlt wird.”
Diese drei Faktoren zusammen – steigende Rohstoffpreise und höhere Lohn- und Energiekosten – könnten dazu führen, “dass Bäckereien ihre Kalkulationen anpassen müssen”. Dies sei aber eine individuelle Entscheidung jedes einzelnen Betriebes.
Die meisten Landwirte konnten sich im September über höhere Preise freuen: Insgesamt stiegen die Erzeugerpreise um 13,3 Prozent zum Vorjahresmonat. Für pflanzliche Produkte erhöhten sich die Preise sogar um 21,9 Prozent – Schnittblumen etwa waren 38,3 Prozent teurer, Salat um 20,6 Prozent.
Für Raps konnten die Bauern im September einen um knapp 50 Prozent höheren Preis verlangen als vor einem Jahr. Das lag vor allem am weltweit sinkenden Angebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage, etwa für die Energiegewinnung, wie das Statistische Bundesamt erläuterte.
Die Preise für tierische Produkte dagegen stiegen nur um 7,9 Prozent. Der Preis für Schweinefleisch sank sogar um 6,5 Prozent. Grund sind die geringe Nachfrage im Handel und aus Ländern wie China, die derzeit wegen der Afrikanischen Schweinepest kein Schweinefleisch aus Deutschland kaufen.
Quelle: AFP