Stärkung des 1,5-Grad-Ziels, aber Abstriche bei der Abkehr von der Kohle und bei den Klimahilfen für arme Staaten: Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow haben Delegierte aus fast 200 Ländern eine Einigung erzielt. Der britische COP26-Präsident Alok Sharma verkündete am Samstagabend den Beschluss des “Glasgow-Klimapakts”, der unter anderem das Maximalziel des Pariser Klimaabkommens einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad stärkt.
Die Formulierung zur Abkehr von der Kohle wurde in letzter Minute auf Betreiben Indiens und Chinas deutlich abgeschwächt. Auch die Vereinbarungen für Klimahilfen waren umstritten. Die Teilnehmer hatten fast zwei Wochen über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 verhandelt.
Über die Änderung der Formulierungen zum Kohleausstieg und zur Abkehr von Subventionen auch für andere fossile Energieträger zeigten sich viele Länder im Plenum tief enttäuscht oder erbost. Sharma entschuldigte sich bei den Delegierten mit den Tränen kämpfend dafür, wie und dass diese Last-Minute-Entscheidung zustande gekommen war. Dies tue ihm “zutiefst leid”, sagte der Brite. Die Abkehr von der Kohle war vorab von Vielen als eines der wichtigsten Ergebnisse der COP26 eingestuft worden.
In den am Samstagabend verkündeten Beschlüssen wurde unter anderem betont, dass die Auswirkungen des Klimawandels bei einer Erderwärmung um 1,5 Grad viel geringer sein werden als bei einem Temperaturanstieg um zwei Grad. Das Pariser Klimaabkommen sieht eine Begrenzung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad vor.
Außerdem sind die Staaten nun aufgerufen, ihre dafür noch völlig unzureichenden nationalen Klimaziele bereits bis Ende 2022 auf den Prüfstand zu stellen – drei Jahre früher als bislang geplant.
Heftige Kritik bei den Entwicklungsländern erregte die Weigerung der Industrieländer, für bereits entstandene Schäden durch den Klimawandel endlich konkrete Hilfen zuzusagen. Bei den Hilfen zur Anpassung an den Klimawandel sind die Industriestaaten nun aufgefordert, ihre Beiträge angesichts zunehmender klimabedingter Wetterextreme zu verdoppeln.
Überdies wurden in Glasgow Initiativen zum Schutz des Waldes, zur Verringerung des Methangasausstoßes, für emissionsfreien Straßenverkehr und andere Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht. Unklar ist allerdings, wie deren Umsetzung überprüft und sichergestellt ist.
Quelle: AFP