Inmitten der Corona-Krise ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher in Deutschland auf einen Tiefstand gefallen. In diesem Jahr seien rund 6,16 Millionen Bürgerinnen und Bürger überschuldet gewesen – so wenige wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung 2004, teilte die Auskunftei Creditreform am Mittwoch mit. Im Vergleich zu 2020 ergab sich damit ein Rückgang um 700.000 Fälle oder gut zehn Prozent. Die Betroffenen verteilten sich auf gut drei Millionen Haushalte.
“Die positiven Zahlen sind in Anbetracht der lang anhaltenden Corona-Lage ein Überschuldungs-Paradoxon”, erklärte der Leiter des Bereichs Wirtschaftsforschung bei Creditrefom, Patrik-Ludwig Hantzsch. Die andauernden staatlichen Hilfsmaßnahmen, insbesondere das Kurzarbeitergeld und die Überbrückungshilfen, stützten massiv die Unternehmen und damit auch Arbeitsplätze und Verbraucher.
Die Folgen der Corona-Pandemie seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden zeitverzögert und mit Langzeitwirkung auftreten, erläuterte Hantzsch weiter. “Megatrends wie gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und anhaltende Inflation wirken erst auf die Wirtschaft und dann auf die Geldbeutel der Verbraucher.” Zudem hätten angesichts der unklaren Lage viele Verbraucher mit Ausgabenvorsicht und Konsumzurückhaltung reagiert.
Einen Anstieg der Überschuldungsfälle von 2020 auf 2021 gab es den Angaben zufolge nur in einer Altersgruppe, und zwar bei den 60- bis 69-Jährigen. “Altersarmut bleibt trotz allem ein Thema”, erklärte Creditreform-Geschäftsführer Michael Goy-Yun.
Als überschuldet gilt jemand, dessen Vermögen und Einnahmen nicht ausreichen, um laufende Kosten wie etwa die Miete und zugleich auch die Schuldentilgung zu finanzieren.
Quelle: AFP