Der traditionsreiche US-Industrieriese General Electric (GE) spaltet sich in drei separate Unternehmen auf. Wie der krisengeplagte Siemens-Konkurrent am Dienstag ankündigte, sollen damit die Bereiche Luftfahrt, Gesundheit und Energie in drei eigenständige Unternehmen aufgeteilt werden. Alle drei Firmen sollen demnach an der Börse gelistet sein. Der hoch verschuldete Konzern unternimmt damit eine neue Restrukturierung – eine Ankündigung, die auf gemischte Reaktionen stieß.
“Heute ist ein entscheidender Moment für GE, und wir sind bereit”, erklärte Konzernchef Lawrence Culp. Durch die Aufspaltung von General Electric könne jedes der drei Unternehmen von “größerer Fokussierung, maßgeschneiderter Kapital-Allokation und strategischer Flexibilität profitieren, um langfristiges Wachstum anzutreiben und Kunden, Investoren und Mitarbeitern mehr Wert zu bieten”.
General Electric will zunächst Anfang 2023 seine Gesundheitssparte GE Healthcare selbstständig machen, die medizinische Geräte und Software anbietet. GE wird einen Anteil von 19,9 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. In einem nächsten Schritt sollen Anfang 2024 die drei bisherigen Bereiche Energiegewinnung, erneuerbare Energien und Digitales zusammengefasst und ausgegliedert werden. GE liefert unter anderem Turbinen für Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke und baut Windkrafträder.
Der Rumpfkonzern GE wird sich dann auf den Bau von Flugzeugantrieben konzentrieren. GE Aviation ist weltweit Marktführer bei Flugzeugturbinen.
An der New Yorker Wall Street löste die Ankündigung Euphorie aus. Bereits im vorbörslichen elektronischen Handel und auch nach Handelsbeginn legte die GE-Aktie deutlich zu.
Kritischer zeigten sich Analysten. Die Ratingagentur S&P Global Ratings stellte die Kreditwürdigkeit des Konzerns auf den Prüfstand. Bei einer Abspaltung der profitablen GE-Gesundheitssparte wäre der Konzern “weniger diversifiziert”, erklärte S&P und verwies darauf, dass der Medizinsektor sich in der Corona-Pandemie als krisenfest erwiesen habe. Die Luftfahrtbranche war dagegen von der Pandemie hart getroffen worden.
General Electric wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und war lange Zeit ein Flaggschiff der US-Industrie. Der Konzern wurde aber unter anderem von der Weltfinanzkrise 2008 hart getroffen. In der Folge gab es mehrere Versuche, den verschuldeten Konzern durch Verkäufe aber auch Zukäufe umzustrukturieren.
Auch der deutsche GE-Rivale Siemens hat in den vergangenen Jahren auf umfassende Umstrukturierungen gesetzt. So spaltete Siemens im vergangenen Jahr seine Energiesparte Siemens Energy ab und brachte sie an die Börse.
Quelle: AFP