Vor einer Demonstration von Lieferando-Beschäftigten für mehr Lohn hat der Essenslieferdienst die Vorwürfe der Gewerkschaft NGG bezüglich eines “diskriminierenden” Bonussystems scharf zurückgewiesen. Lieferando verfüge über ein transparentes und “simples” Bonussystem, es sei vergleichbar und liege allen Fahrerinnen und Fahrern vor, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Das Vorgehen der Gewerkschaft sei “sehr merkwürdig”, denn es bestehe keinerlei Diskriminierung.
Beschäftigte des Lieferdienstes wollten am Nachmittag in Nürnberg für mehr Lohn demonstrieren. Dort berät nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) derzeit die Tarifkommission über das weitere Vorgehen. Die Beschäftigten fordern laut Gewerkschaft einen Stundenlohn von mindestens 15 Euro. Aktuell gelte ein Stundenlohn von zehn Euro, “der durch ein völlig intransparentes, gefährliches und diskriminierendes Bonussystem ergänzt wird”, hatte die Gewerkschaft am Montag moniert.
Nach Angaben von Lieferando gilt ein Basislohn von zehn Euro pro Stunde und durch das Bonussystem liege der durchschnittliche Stundenlohn bei 13 Euro. Das sei “mehr als die Angestellten in vergleichbaren Servicebereichen”, teilte das Unternehmen mit. Die Beschäftigten hätten einen “üblichen Urlaubsanspruch” und bekämen “Überstunden bezahlt”. Außerdem seien sie durch eine reguläre Anstellung inklusive Lohnfortzahlung und Versicherungen “abgesichert”.
Von dem “bundesweit einheitlichen” Bonussystem profitierten zudem 95 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer, fuhr Lieferando fort. Die Monats-Boni seien leicht zu erreichen, denn “in der Regel” hätten die Fahrer die dafür nötigen Lieferungen nach wenigen Tagen zusammen. Außerdem sei ein Bonussystem ein übliches Modell für Firmen und “ganz normal”.
Die NGG fordert seit längerem einen Tarifvertrag mit höheren Löhnen für die Lieferando-Fahrer. Die Gewerkschaft verweist auch auf mögliche Gefahren im Straßenverkehr, da die Bonusregelung Anreize für Fehlverhalten setze.
Quelle: AFP