Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat für die Digitalbank N26 eine Wachstumsbeschränkung angeordnet. Wie die Bafin am Dienstag mitteilte, wird das Wachstum der Bank auf 50.000 Neukundinnen und Neukunden pro Monat begrenzt. Um die Umsetzung zu überwachen, wurde demnach außerdem ein Sonderbeauftragter bestellt.
Die Maßnahmen sollen der “Beseitigung von Mängeln insbesondere im Risikomanagement” dienen, erklärte die Bafin. Diese Mängel liegen laut der Finanzaufsicht “im starken Wachstum der Bank begründet”.
N26 mit Sitz in Berlin ist auf das Banking per Smartphone-App spezialisiert. Das Unternehmen war 2013 gegründet worden und startete 2015 zunächst in Deutschland und in Österreich. Mittlerweile hat die Bank nach eigenen Angaben über sieben Millionen Kunden in 25 Ländern. Für die Bank arbeiten rund 1500 Menschen in Amsterdam, Berlin, Barcelona, Belgrad, Madrid, Mailand, Paris, Wien, New York und São Paulo.
Am Dienstag teilte N26 mit, die Bank habe bereits in den vergangenen Monaten einen “umfangreichen und freiwilligen Maßnahmenplan erstellt, um den Bereich Compliance und Risikomanagement weiter zu stärken”. Das Unternehmen arbeite eng mit dem Sonderbeauftragten zusammen, “um alle geforderten Maßnahmen schnellstmöglich umzusetzen”.
Mitte Oktober hatte die Digitalbank mitgeteilt, dass sie von Investoren bei der jüngsten Finanzierungsrunde mehr als 900 Millionen Dollar (rund 775 Millionen Euro) an frischem Geld eingesammelt habe und damit nun insgesamt mit mehr als neun Milliarden Dollar bewertet werde. Damit sei N26 “das wertvollste Fintech in Deutschland und unter den Top 20 weltweit” und zudem in einer ausgezeichneten Position, in den nächsten Jahren eine der größten Retailbanken Europas zu werden.
Zugleich hatte N26 bereits im Oktober mitgeteilt, dass das Wachstum bei den Neukunden begrenzt werden solle. Aufgrund der europaweit hohen Nachfrage nach Bankprodukten des Unternehmens könne es deshalb “in einigen europäischen Märkten zu einer zeitlich befristeten Warteliste für Neukunden kommen”.
Die Bafin hob am Dienstag indes auch hervor, dass die Anordnung zur Wachstumsbeschränkung bei N26 im Hinblick auf eine frühere Anordnung der Finanzaufsicht “zur Beseitigung von Problemen bei der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung” zu sehen sei. Die Wachstumsbeschränkung erlaube es der Bank, “ihre Ressourcen auch zur Stärkung der Kundenidentifikationsprozesse, des Transaktionsmonitorings und des Verdachtsmeldewesens verstärkt einzusetzen”.
Ende September hatte die Bafin wegen mangelnder Bekämpfung von Geldwäsche eine Geldbuße in Höhe von 4,25 Millionen Euro gegen N26 bekanntgegeben. Hintergrund waren laut N26 “weniger als 50” verspätet eingereichte Verdachtsmeldungen aus den Jahren 2019 und 2020. Alle von der Bafin geforderten Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung seien umgesetzt worden. In den vergangenen Monaten habe die Bank außerdem weitere Maßnahmen ergriffen, um gegen Finanzkriminalität vorzugehen.
Die Ermittlungen der Bafin gegen N26 begannen im Jahr 2018. Einem Medienbericht zufolge war es möglich gewesen, bei der Onlinebank Konten mit gefälschten Ausweisen zu eröffnen.
Quelle: AFP