Mehr als anderthalb Jahre nach Verhängung weitgehender Einreisesperren wegen der Corona-Pandemie haben die USA ihre Grenzen wieder für Geimpfte geöffnet. Von europäischen Flughäfen aus machten sich am Montag zahlreiche Reisende auf den Weg, um in den USA lebende Verwandte oder Freunde nach langer Trennung zu besuchen. An den Landgrenzen von Kanada und Mexiko in die USA bildeten sich lange Schlangen.
“Wir besuchen unseren Sohn, den wir seit zwei Jahren nicht mehr gesehen haben”, sagte der sichtlich bewegte Hans Wolf am Flughafen von Frankfurter am Main vor seinem Abflug in die texanische Millionenmetropole Houston. “Wir hatten im März die ersten Flüge gebucht und mittlerweile glaube ich 28 Mal umgebucht und mittlerweile so viel Geld ausgegeben, dass der Flug sich jetzt wirklich rentieren muss.”
“Es war so hart”, sagte die 63-jährige Britin Alison Henry, die ebenfalls am Montag zu ihrem Sohn nach New York fliegen wollte – nach 20 Monaten Trennung. “Ich will ganz einfach meinen Sohn sehen.”
Auch von der französischen Hauptstadt Paris aus machten sich viele Menschen auf den Weg in die USA: “Wir sind froh, reisen zu können, wieder Tourismus zu machen und unsere Freunde wiederzusehen”, sagte die 27-jährige Charlotte Boulais am Flughafen Charles de Gaulle.
Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte im März 2020 Einreisesperren für den Schengen-Raum, Großbritannien und Irland verhängt. Sogenannte Travel Bans wurden auch gegen Brasilien, China, Indien, den Iran und Südafrika erlassen, außerdem wurden die Landgrenzen zu Kanada und Mexiko für nicht dringend notwendige Reisen geschlossen.
Trumps Nachfolger Joe Biden hielt an den Einreiseverboten fest. Das stieß in Deutschland und anderen EU-Staaten zunehmend auf Kritik, zumal die Europäische Union ihre Reisesperren für US-Bürger schon im Sommer aufgehoben hatte. Durch die strengen US-Regeln konnten sich getrennt lebende Paare oder Familien nicht oder nur über komplizierte Umwege sehen. Auch die Wirtschaft klagte über die Reisebeschränkungen.
Die Grenzen sind nun wieder für vollständig gegen das Coronavirus geimpfte Reisende geöffnet. Wer in das Land einreisen will, muss außerdem einen höchstens drei Tage alten negativen Corona-Test vorlegen. Die Fluggesellschaften haben die Zahl der transatlantischen Verbindungen wieder erhöht und setzen größere Maschinen ein, um die Nachfrage zu bedienen.
Nicht nur Privatleute, auch Wirtschaftsverbände zeigten sich erleichtert über die Grenzöffnung. “Damit kehrt der Geschäftsreiseverkehr zwischen Europa und den USA zum Normalmodus zurück”, erklärte Ulrich Ackermann vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die USA seien “der größte Exportmarkt und Investitionsstandort” für die Branche. “Deshalb waren die Reiseverbote für viele Geschäftsreisende aus Deutschland und anderen Schengen-Ländern eine besondere Herausforderung.”
Besonders bedeutend ist auch die Öffnung der Landgrenzen für Reisende aus Mexiko und Kanada, an Grenzübergängen bildeten sich lange Schlangen. Die Grenzöffnung führte sogar zu einer Dollar-Knappheit in den Wechselstuben der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez. Die dortigen Behörden führten eigens ein System zur Lenkung des Verkehrs ein und stellten tragbare Toiletten auf den Brücken auf, die in die USA führen.
Auch am Grenzübergang zwischen den Kanada und den USA nahe der berühmten Niagara Falls standen schon vor Sonnenaufgang viele Autos und Wohnmobile Schlange. Für viele Kanadier wirken aber die hohen Kosten für Corona-Tests abschreckend.
Quelle: AFP