In der CDU hat die offizielle Bewerbungsphase für die Nachfolge des Parteivorsitzenden Armin Laschet begonnen. Seit Samstag können sich Kandidatinnen und Kandidaten melden; sie müssen dabei die Unterstützung einer Parteigliederung wie etwa eines Landes- oder Bezirksverbands nachweisen. Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ermunterte Frauen zur Kandidatur. Bislang sind nur männliche Interessenten bekannt.
“Wenn keine Frau antritt, wäre das kein gutes Zeichen”, sagte Süssmuth den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag. “Wir kämpfen für die Parität. Die Frauen sollten den Mut haben zu kandidieren. Es wäre ein wichtiges Signal.”
Die Befürchtung, dass sich eine Kandidatin im Rennen um den Parteivorsitz gegen ihre männlichen Konkurrenten nicht durchsetzen könnte, dürfe nicht den Ausschlag geben, sagte Süssmuth. “Wir müssen zeigen, dass wir uns stellen”, betonte die 84-Jährige. “Höfliche Bescheidenheit bringt nicht weiter. Das Rennen ist ja durchaus noch nicht gelaufen.”
Als mögliche Kandidatinnen für den Parteivorsitz nannte Süssmuth Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Anette Widmann-Mauz, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Hamburger Bundestagsabgeordnete Franziska Hoppermann.
Offizielle Bewerber gibt es bislang nicht. Als Interessenten werden unter anderem der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz, der Außenpolitiker Norbert Röttgen und Gesundheitsminister Jens Spahn gehandelt, die alle zum Landesverband NRW gehören.
Der Staatsminister im Bundeskanzleramt Hendrik Hoppenstedt (CDU) warnte in einem Beitrag für “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” vom Samstag, es dürften nicht nur Männer aus Nordrhein-Westfalen antreten. Gebraucht werde “ein Mix aus Jung und Alt, Männern und Frauen, aus verschiedenen Regionen und allen Flügeln der Partei”.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte der Zeitung, er hoffe “für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein Kandidatenfeld mit echten Alternativen”. Das neue Personaltableau solle von der Basis getragen werden. “Deshalb ist die Mitgliederbefragung jetzt der richtige Weg.”
Falls Röttgen, der bereits früher erfolglos für den CDU-Vorsitz kandidiert hatte, erneut antritt, muss er auf seine einstige Mitstreiterin Ellen Demuth verzichten. Sie sagte den Sendern RTL und n-tv, dass sie mit Röttgen nicht in diesen Wettbewerb gehe. Bei seiner Vorsitzbewerbung Ende 2020 hatte Röttgen Demuth als künftige “Chefstrategin” der Partei in sein Team berufen.
Demuth nannte im Gespräch mit RTL und ntv für ihre jetzige Entscheidung unterschiedliche Auffassungen über die personelle Aufstellung der CDU. Sie habe im vergangenen Jahr gut und vertrauensvoll mit Röttgen zusammengearbeitet, aber die Zeiten änderten sich. Dennoch wünsche sie ihm alles Gute.
Die CDU richtet nach dem historisch schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl erstmals in ihrer Geschichte eine Mitgliederbefragung über den künftigen Parteivorsitzenden aus. Die Bewerbungsfrist dauert bis 17. November. Danach sollen sich die Kandidatinnen und Kandidaten zwei Wochen lang der Basis vorstellen. Vom 4. bis zum 16. Dezember werden dann die Mitglieder befragt.
Das Ergebnis wird am 17. Dezember ausgezählt und verkündet. Falls niemand die absolute Mehrheit erreicht, gibt es zwischen den beiden Bestplatzierten eine Stichwahl von Ende Dezember bis zum 14. Januar. Offiziell ins Amt gewählt werden soll der neue Chef oder die neue Chefin auf einem Bundesparteitag am 21. und 22. Januar.
Quelle: AFP