In Italien sind 70 Mitglieder der kalabrischen Mafiaorganisation ‘Ndrangheta zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Richter Claudio Paris verlas die Urteile am Samstag in einer zum Gerichtssaal umgebauten riesigen Lagerhalle in Lamezia Terme, in der derzeit der größte Mafia-Prozess seit mehr als 30 Jahren stattfindet.
Bei den am Samstag verurteilten Kriminellen handelt es sich um Täter, die sich für ein Schnellverfahren hinter verschlossenen Türen entschieden haben. Im Gegenzug war ihnen zugesagt worden, dass bei einer Verurteilung ein Drittel der Strafe erlassen wird. Die von Richter Paris verhängten Strafen gingen bis zu 20 Jahre Haft. Ein Drittel der 91 Angeklagten in den Schnellverfahren wurde zu mehr als zehn Jahren Gefängnis verurteilt; 21 Angeklagte wurden freigesprochen.
Die Urteile in dem Schnellverfahren galten als Gradmesser für den seit Januar stattfindenden sogenannten Maxi-Prozess in Lamezia Terme. Dieser richtet sich gegen die kalabrische Mafiaorganisation ‘Ndrangheta, konkret den Mancuso-Clan. Angeklagt sind dabei 355 mutmaßliche Mitglieder sowie ihre mutmaßlichen Helfer und Helfershelfer unter anderem bei der Polizei, in Verwaltungen und auch in der Politik. Ihnen wird unter anderem Mord, versuchter Mord, Drogenhandel, Geldwäsche und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Unter den Angeklagten ist auch Clan-Chef Luigi Mancuso, der bereits 20 Jahre hinter Gittern verbrachte.
Die Staatsanwaltschaft hofft, dass der Prozess eine Machtdemonstration des Staates gegen die ‘Ndrangheta wird, die tonnenweise Kokain nach Europa schmuggelt und ihre Arme in alle Welt ausgestreckt hat. Die meisten Angeklagten waren 2019 bei koordinierten nächtlichen Razzien in Italien, Deutschland, der Schweiz und Bulgarien festgenommen worden.
Quelle: AFP