Knapp eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen den Afroamerikaner George Floyd haben die Bürger in Minneapolis gegen die Auflösung ihrer Polizeibehörde gestimmt. Mehr als 56 Prozent der Wähler sprachen sich gegen das Vorhaben aus, eine neue Behörde für öffentliche Sicherheit zu schaffen, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Wahlergebnis hervorgeht.
Bürgermeister Jacob Frey, der die Reformpläne abgelehnt hatte, zeigte sich erleichtert über das Abstimmungsergebnis. “Wir brauchen einen tiefgreifenden, strukturellen Wandel der Polizeiarbeit in Amerika”, sagte Frey der “Washington Post” zufolge bei einem Auftritt vor Anhängern seiner Demokratischen Partei.
“Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Polizeibeamten direkt mit der Gemeinschaft zusammenarbeiten, um unsere Sicherheit zu gewährleisten.” Frey bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Stadt. Im ersten Wahlgang verpasste er mit rund 43 Prozent der Stimmen eine direkte Wiederwahl.
Floyd war im Mai 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet worden. Der weiße Polizist Derek Chauvin hatte dem 46-Jährigen, der wegen Falschgeldvorwürfen festgenommenen worden war, rund neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl dieser wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod sorgte international für Empörung und löste über die Grenzen der USA hinaus Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus.
Chauvin wurde unter anderem des Mordes zweiten Grades schuldig gesprochen, was in Deutschland in etwa einem Totschlag in einem schweren Fall entspricht. Er wurde zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das US-Justizministerium leitete nach dem Schuldspruch gegen Chauvin eine Untersuchung zu der Frage ein, ob es bei der Polizeibehörde der Stadt im Bundesstaat Minnesota “ein Muster oder eine Praxis verfassungswidriger oder gesetzwidriger Polizeiarbeit” gebe.
Quelle: AFP