Rund hundert Staaten wollen Entwaldung bis 2030 stoppen

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Mehr als hundert Staats- und Regierungschefs haben sich bei der UN-Klimakonferenz COP26 zu einem verstärkten Kampf gegen die globale Vernichtung der Wälder verpflichtet. Eine entsprechende Erklärung wurde am Dienstag bei dem Treffen in Glasgow verabschiedet, wie die britischen Organisatoren mitteilten. Demnach soll die Entwaldung im Kampf gegen die Erderwärmung bis 2030 gestoppt werden. Zu den Unterzeichnern zählen auch Brasilien und Russland. Klimaaktivisten kritisierten das Zieldatum als zu spät.

“Ich bin froh, dass wir jetzt hier diese Zusammenarbeit hinbekommen haben”, sagte der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth zu der Initiative. Er betonte jedoch, Geld allein reiche nicht für den Schutz der Wälder: “Man braucht schon auch das bewusste Mittun der Länder, die diese Wälder hüten.” Insofern mache es “schon ein Stück Hoffnung”, dass auch Brasilien sich der Vereinbarung angeschlossen habe. Das südamerikanische Land steht genau wie Russland wegen der raschen Abholzung seiner Wälder in der Kritik.

Der britischen Regierung zufolge stehen hinter der Erklärung mehr als hundert Staaten, die gemeinsam mehr als 85 Prozent der Wälder weltweit beherbergen, darunter die borealen Nadelwälder in Kanada, der Amazonas-Regenwald in Brasilien und der tropische Regenwald im Kongobecken. Unterstützt wird das Vorhaben mit fast 20 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) an Finanzzusagen von öffentlichen und privaten Geldern.

Der britische Premierminister Boris Johnson betonte die Bedeutung der Wälder für das im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 gesetzte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. “Der Klimawandel und die biologische Vielfalt sind zwei Seiten derselben Medaille”, sagte er. Auch US-Präsident Joe Biden betonte, die Wälder seien ein “unverzichtbarer Bestandteil, um unsere Klimaziele zu erreichen”.

Die britische Regierung bezeichnete das Vorhaben als “beispiellos”. Allerdings hatten rund 200 Teilnehmer eines UN-Klimatreffens in New York bereits 2014 angekündigt, die Entwaldungsrate bis 2020 zu halbieren und die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Dennoch geht die Abholzung in industriellem Maßstab ungebremst weiter, nicht zuletzt im Amazonas-Regenwald unter der Regierung des rechtsradikalen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. 

Allerdings zählt auch Brasilien zu den Unterzeichnern der Erklärung für einen Entwaldungs-Stopp. Bolsonaro kündigte per Videobotschaft in Glasgow zudem an, die Treibhausgas-Emissionen seines Landes bis 2030 im Vergleich zu 2005 zu halbieren. Nach Angaben von Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite will das Land bis 2050 Kohlenstoffneutralität erreichen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Glasgower Initiative als unzureichend. Damit werde praktisch grünes Licht gegeben “für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung”. Ureinwohner forderten zurecht, dass 80 Prozent des Amazonas bis 2025 geschützt werden müssten, betonte Greenpeace. 

Auf der COP26 beraten Vertreter aus mehr als 190 Staaten noch bis Ende kommender Woche über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Für Dienstag wurde noch eine weitere Vereinbarung zum Klimaschutz erwartet. Diese sieht die Reduzierung der weltweiten Methan-Emissionen um 30 Prozent in diesem Jahrzehnt vor. 90 Länder, darunter “die Hälfte der 30 größten Methan-Emittenten”, hätten sich der Vereinbarung angeschlossen, sagte ein Vertreter der US-Regierung der Nachrichtenagentur AFP.

Bei der Weltklimakonferenz wurde auch Kritik an einigen der größten Emittenten klimaschädlicher Treibhausgase laut. So bezeichnete die Bundesregierung Chinas Zusagen zur Bekämpfung der Erderwärmung als unzureichend. “Die Rolle von China ist enttäuschend”, sagte Umwelt-Staatssekretär Flasbarth. Erst bis 2060 CO2-neutral zu werden und zu anderen Treibhausgasen wie Methan keine Zusagen zu treffen, könne “vom größten Emittenten der Welt nicht das letzte Wort sein”.

Quelle: AFP

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