Frankreichs Bischöfe beraten über Entschädigung von Opfern sexueller Gewalt

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Knapp einen Monat nach der Veröffentlichung eines verheerenden Berichts über sexuellen Missbrauch durch Priester und Ordensleute sind die französischen Bischöfe in Lourdes zu ihrer jährlichen Vollversammlung zusammengekommen. “Die Frage der Verantwortung der Kirche (…) steht im Zentrum unserer Beratungen”, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, am Dienstag in Lourdes. 

Die etwa 120 Teilnehmer gedachten zum Auftakt in einer Schweigeminute der Opfer. Bis zum 8. November wollen die Bischöfe vor allem über die Folgen des Missbrauchsberichts beraten. “Es gibt enorme Erwartungen seitens der Opfer und vieler Gläubiger”, sagte de Moulins-Beaufort. 

Nach dem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission wurden seit 1950 schätzungsweise 216.000 Minderjährige von katholischen Priestern und Ordensleuten sexuell missbraucht. Eine zentrale Frage ist, wie die Opfer entschädigt werden und wo das Geld dafür herkommen soll. 

Die Autoren des Berichts hatten sich gegen Spendenaufrufe unter Gläubigen ausgesprochen. Sie forderte auch individuelle Entschädigungszahlungen. Die Bischöfe hatten bereits im März einen Fonds eingerichtet, um Opfern einen “finanziellen Beitrag” zu leisten. Das Wort Entschädigung hatten die Bischöfe dabei vermieden. 

Die Kommission hatte insgesamt 45 Reformverschläge vorgelegt, unter anderem auch zur Ausbildung der Priester. Die Kirche sollte außerdem ihre Verantwortung öffentlich anerkennen. 

Die Vollversammlung dauert wegen der aktuellen Lage einen Tag länger als ursprünglich geplant. Am Freitag sind einige der Opfer eingeladen, vor den Bischöfen zu sprechen. Mehrere Opferverbände kritisieren, dass sie nicht als Gruppe eingeladen wurden.

Nach einer Umfrage sind 79 Prozent der Katholiken mit der Reaktion der Kirchenleitung auf den Missbrauchsbericht nicht zufrieden. Mehrere Laienverbände fordern tiefgreifende Reformen der Kirche unter Beteiligung der Gläubigen.

Quelle: AFP

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