Angesichts des Vormarschs der Rebellen aus der Unruhe-Region Tigray hat die Regierung in Äthiopien einen landesweiten Ausnahmezustand verhängt. Das berichteten staatliche Medien am Dienstag. Die Rebellengruppe TPLF hatte im Konflikt mit der Armee in den vergangenen Tagen zwei strategisch wichtige Städte eingenommen und Befürchtungen vor einem Marsch auf die Hauptstadt Addis Abeba geweckt.
Die Behörden der Hauptstadt riefen die Bevölkerung zuvor bereits auf, eventuell vorhandene Waffen registrieren zu lassen und sich darauf vorzubereiten, gegebenenfalls ihre Stadtviertel zu verteidigen. Am Wochenende hatte die TPLF die Einnahme der beiden strategisch wichtigen Städte Kombolcha und Dessie un der Provinz Amhara gemeldet, was die äthiopische Regierung dementierte.
“Der Ausnahmezustand soll Zivilisten vor den von der Terroristenorganisation TPLF begangenen Gräueltaten beschützen”, berichteten die Staatsmedien. Die äthiopische Regierung hatte der TPLF am Montag vorgeworfen, in Kombolcha hunderte junge Einwohner regelrecht hingerichtet zu haben.
Der Konflikt zwischen Abiys Regierung und der TPLF dauert seit fast einem Jahr an. Äthiopische Regierungstruppen hatten im November 2020 die in Tigray regierende TPLF angegriffen, nach Regierungsangaben als Reaktion auf Attacken der TPLF auf Armeestellungen. Die teils heftigen Kämpfe haben sich mittlerweile auch auf benachbarte Regionen wie Amhara ausgedehnt.
Durch die Kämpfe wurden bislang fast zwei Millionen Menschen vertrieben. Es gibt immer wieder Berichte über Gräueltaten, darunter Massaker und Massenvergewaltigungen. Die Region Tigray ist weitgehend vom Rest der Welt abgeschnitten. Die Versorgungslage gilt als katastrophal, nach UN-Angaben leiden allein in Tigray 400.000 Menschen an Hunger.
Quelle: AFP