Die Zahl der Seehunde im Wattenmeer ist weiter stabil und bewegt sich mit einer Gesamtmenge von rund 40.000 in etwa auf dem Niveau des Jahres 1900. Das teilte das Gemeinsame Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven am Montag unter Verweis auf das Ergebnis der sommerlichen Zählflüge mit. Die Daten beziehen sich auf den Gesamtbestand im Wattenmeer der Nordsee, umfassen also Deutschland, Dänemark und die Niederlande.
Die Zahl wird von den Experten des Unesco-Weltnaturerbegebiets, das die drei Staaten gemeinsam unter Schutz stellten, zweimal pro Jahr aus der Luft geschätzt. Neben den Flügen im Frühjahr verschaffen sich die Wissenschaftler auch im August ein Bild von der Bestandsentwicklung. Die Zahlen sind dabei jedoch Schätzungen.
Die Zahl der Seehunde im Wattenmeer stagniert nach Angaben der Experten bereits seit etwa zehn Jahren weitgehend, nachdem sie in den etwa 30 Jahren zuvor stark gestiegen war. Ab 1991 greift ein Abkommen zum Schutz der Tiere, das Deutschland, Dänemark und die Niederlande gemeinsam schlossen. Gegenüber dem Vorjahr ergab die aktuelle Sommerzählung sogar einen Rückgang von etwa fünf Prozent.
Dies hat laut Wattenmeersekretariat jedoch nicht zwingend etwas zu bedeuten, weil die Ergebnisse durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden und lediglich Näherungswerte darstellen. So können sich unter anderem auch Witterungsbedingungen auf Zählflüge auswirken. Aussagekräftiger sei daher generell der Langzeittrend, hieß es dazu.
Der Trend deutet demnach darauf hin, dass die Seehundpopulation im Wattenmeer der Nordsee nun schon seit 2012 nur noch um etwa ein Prozent im Jahr wächst. In dänischen Wattenmeer nimmt sie seitdem gar kontinuierlich ab. “Wir können sicher sein, dass die jahrelange kontinuierliche Zunahme unserer Seehundpopulation zum Stillstand kommt”, erklärte der Experte Anders Galatius, der den aktuellen Seehundebericht des Wattenmeersekretariats maßgeblich verfasste.
Seit einigen Jahren beobachten die Forscher indessen auch, dass die Zahl der jungen Seehunde weiterhin steigt – allerdings ohne später zu einem weiteren Anwachsen der Population zu führen. So wurden in diesem Jahr zehn Prozent mehr Jungtiere gezählt als im Vorjahr, die jährliche Zuwachsrate unter den Jungtieren lag in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt bei acht Prozent. Die Gründe und Mechanismen hinter dieser Diskrepanz sind demnach aber unklar.
Quelle: AFP