G20 einigt sich auf 1,5 Grad Ziel – Klimakonferenz in Glasgow hat begonnen

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Pünktlich zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow haben die G20-Staaten von Rom aus ein Zeichen gesetzt: Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich bei ihrem Gipfel in der italienischen Hauptstadt am Sonntag auf ambitioniertere Klimaziele. In der geplanten Abschlusserklärung wollten sich die stärksten Wirtschaftsnationen der Welt gemeinsam hinter das 1,5-Grad-Ziel stellen, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Delegationskreisen erfuhr. Klimaschützern ging die Einigung nicht weit genug. 

Die Unterhändler der G20-Mitglieder hatten die ganze Nacht über verhandelt, um die Einigung zu erzielen. Die Kompromissformulierung für die Abschlusserklärung sieht nach AFP-Informationen nun vor, dass die G20-Mitglieder das 1,5-Grad-Ziel gemeinsam “in Reichweite” halten wollen. Dieses Ziel erfordere aber “erhebliche Anstrengungen in allen Ländern”.

Die Länder einigten sich zudem darauf, bis “Mitte des Jahrhunderts” CO2-neutral zu werden und ab dem kommenden Jahr keine “schmutzigen” Kohlekraftwerke mehr im Ausland zu finanzieren. 

Bei der Klimaneutralität hatte die italienische G20-Präsidentschaft zunächst ein ehrgeizigeres Ziel angestrebt: Sie wollte das Jahr 2050 als Zielmarke für die CO2-Neutralität festschreiben. Gegen eine solche Festlegung gab es in Rom aber Widerstand – vor allem von Schwellenländern und von Staaten mit großer Produktion fossiler Energien.

Die EU hatte sich bereits auf das Zieljahr 2050 für CO2-Neutralität festgelegt. Deutschland will dieses Ziel bis 2045 erreichen. Russland und China strebten bislang das Jahr 2060 an. Andere G20-Länder wie etwa Indien wollten sich bislang nicht auf ein Zieldatum festlegen. 

Mit dem Grundsatzbekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel setzt die G20-Gruppe, die gemeinsam für rund 80 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich ist, ein Signal zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow, die am Sonntag mit eindringlichen Warnungen vor den Konsequenzen eines zu unentschlossenen Kampfes gegen den Klimawandel begann. 

Die diesjährige Klimakonferenz sei die “letzte, beste Hoffnung”, um das sogenannte 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, sagte COP26-Präsident Alok Sharma zum Auftakt des zweiwöchigen Treffens. Bereits jetzt seien die Folgen der Erderwärmung weltweit in Form von “Überflutungen, Zyklonen, Waldbränden und Rekordtemperaturen” zu spüren. “Wenn wir jetzt handeln und wenn wir gemeinsam handeln, können wir unseren wertvollen Planeten schützen.”

Bei der COP26 soll es um die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 gehen. Darin hatten sich die Staaten auf eine Reduzierung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustrielle Zeitalter geeinigt. Allerdings werden in vielen Staaten der Welt fossile Energieträger weiterhin subventioniert. Nach UN-Angaben steuert die Erde derzeit auf eine gefährlich Erwärmung von 2,7 Grad zu.

Die UN-Klimachefin Patricia Espinsoa mahnte die Teilnehmerstaaten der COP26 zu einer Kehrtwende. Ohne einen entschlossenen Klimaschutz “investieren wir in unsere eigene Ausrottung”, warnte sie.

Für einen Erfolg der COP26 betete am Sonntag Papst Franziskus. “Betet, dass der Schrei der Erde und der Schrei der Armen gehört wird”, forderte er die Katholiken in aller Welt auf. 

Wissenschaftler und Umweltaktivisten monieren, dass die von den Nationalstaaten vorgelegten Klimaziele trotz regelmäßiger Bekenntnisse zur Treibhausgas-Minderung nicht ausreichend seien. Auch an der Einigung der G20 hagelte es Kritik. Die Erklärung der G20 sei “schwach”, es fehle ihr sowohl an “Ehrgeiz als auch an Vision”, erklärte Greenpeace. 

Die Kinderschutzorganisation World Vision attestierte den G20 “Aufschieberitis” beim Klimaschutz. Bereits am Samstag hatten die Glasgow hunderte Klimaaktivisten für mehr Klimaschutz demonstriert, darunter die Schwedin Greta Thunberg.

Für Montag und Dienstag werden in Glasgow mehr als 120 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Offiziell wegen der Corona-Pandemie nicht nach Schottland reisen wird der Präsident des weltgrößten CO2-Emittenten China, Xi Jinping. Auch sein russischer Kollege Wladimir Putin reist nicht an. 

Quelle: AFP

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