Bundesregierung hofft auf "neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit"

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Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow hat die Bundesregierung Hoffnungen auf eine “neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit” geäußert. Diese sei auch “dringend nötig”, denn die Welt sei “noch lange nicht auf 1,5 Grad-Kurs”, erklärte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Sonntag. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mahnte, die weltweite Klimakatastrophe lasse sich noch verhindern. Die Organisation Greenpeace erklärte, dass Klimaneutralität in Deutschland nur mit einer Halbierung des Tierbestands zu erreichen sei.

Bei der Klimakonferenz müsse die Weltgemeinschaft die noch offenen Fragen zu den Regeln der globalen Zusammenarbeit abschließend klären, erklärte Schulze. “Wenn das gelingt, dann kann Glasgow eine neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit einleiten.”

In Glasgow verhandeln seit Sonntag rund 200 Staaten auf der Weltklimakonferenz COP26 über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dieses sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor.

Derzeit steuert die Erde nach UN-Angaben auf eine gefährliche Erwärmung um 2,7 Grad zu. Das Treffen gilt deshalb auch als entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise. Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen in aller Welt kritisieren UNO, Wissenschaftler und Umweltaktivisten als unzureichend.

Müller mahnte, noch sei es nicht zu spät. “Wir haben die Technologie und das Wissen, allein entscheidend ist der weltweite Wille zum entschlossenen Handeln.” Die Industriestaaten “tragen die Hauptverantwortung einer ökologisch, sozialen weltweiten Wachstumswende”.

Das weltweite Wachstum müsse vom Ressourcenverbrauch entkoppelt und an die ökologischen Grenzen gebunden werden, forderte Müller. Er fügte hinzu: “Zudem muss die Weltklimakonferenz einen Schutzschirm für die Ärmsten und Verwundbarsten aufspannen.”

Entscheidend im Kampf gegen die Erderwärmung und für die Klimaneutralität, die Deutschland bis 2045 erreichen will, ist auch eine drastische Reduktion der Emissionen in der Landwirtschaft. Dabei geht es vor allem um den Tierbestand: Mit einer “Halbierung des Tierbestands” könnten nicht nur die Emissionen aus der Landwirtschaft auf das nötige Maß gesenkt, sondern auch frei werdende Futterflächen für den Klimaschutz verwendet werden, heißt es in einer Studie im Auftrag von Greenpeace.

Drei Viertel der landwirtschaftlichen Klimagase stammten aus der Tierhaltung, hieß es. “Die kommende Bundesregierung ist in der Pflicht, umgehend die Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Zahl der Tiere in der Landwirtschaft deutlich sinkt”, forderte Greenpeace-Experte Martin Hofstetter.

Nötig seien zum einen Anreize für Verbraucherinnen und Verbraucher, weniger Fleisch und Milchprodukte zu konsumieren – etwa über eine steuerliche Vergünstigung von Obst und Gemüse. Außerdem seien finanzielle Anreize für Landwirte nötig, um den Umbau der Landwirtschaft zu stemmen und den Ausstieg aus der Tierhaltung attraktiv zu machen. Denkbar seien Prämien, die mit einer Tierwohlabgabe für Fleisch und Milchprodukte finanziert werden. 

Die deutschen Bauern forderten eine aktive Einbeziehung der Landwirte in die Klimaschutzbemühungen auf der COP 26. . “Wir erwarten, dass man uns realistische Ziele vorgibt und die Landwirtschaft als kooperativen Teil der Lösung beim Klimaschutz gesehen wird”, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Montag. “Wir haben unsere Emissionen seit 1990 um 23,7 Prozent senken können”, fuhr er fort. “Damit sind wir etwas besser als die Zielvorgaben.”

Rukwied verwies darauf, dass der Klimawandel für die Landwirte eine riesige Herausforderung sei. “Wir beobachten längere Vegetationsperioden. Wir haben verstärkt Dürreperioden, aber auch starke Niederschläge zu verzeichnen.” Die Reduktion der Emissionen sei “unser gemeinsames Ziel”.

Quelle: AFP

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