Zehntausende Beschäftigte der Metallindustrie und weiterer Branchen haben am Freitag bundesweit für einen fairen, sozial-ökologischen Wandel der Industrie demonstriert. Sie alle seien dem Aufruf gefolgt, “den Druck auf Politik und Arbeitgeber zu erhöhen, jetzt entschlossen in zukunftsfähige Arbeitsplätze einer klimaneutralen Industrie zu investieren”, teilte die IG Metall mit. Sie sprach von 50.000 Teilnehmenden.
Die Kundgebungen und Aktionen in über 50 Städten standen unter dem Motto “Fairwandel”. “Vage Programme und Lippenbekenntnisse entfachen keinen Aufbruch und keinen Fortschritt”, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann in Berlin. “Wir verlangen klare Beschäftigungs- und Investitionszusagen.” In der Hauptstadt zogen die Demonstrantinnen und Demonstranten unter anderem am Bundestag vorbei.
Es sei wichtig, nachhaltiges Wirtschaften und einen starken sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft gemeinsam zu betrachten, sagte Hofmann weiter. Klimaziele müssten eingehalten, Beschäftigung gesichert und der Industriestandort gestärkt werden. So dürfe es etwa während der Transformation keine Entlassungen geben und es müsse in die Qualifizierung der Beschäftigten investiert werden. “Bis 2030 braucht es öffentliche Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro”, forderte die IG Metall.
Dem TV-Sender der “Welt” sagte Hofmann zudem, es müsse etwa bei einem Kohleausstieg bereits 2030 geschaut werden, ob in den Bergbaugebieten schon genug neue Arbeitsplätze entstanden seien und genug Strom zur Verfügung stehe. “Deswegen bin ich kein Freund von festen Jahreszahlen.” Die Politik müsse sich vielmehr an der Realität orientieren.
Mit dem Aktionstag wollte sich die IG Metall in die laufenden Koalitionsverhandlungen einmischen, die zwischen SPD, Grünen und FDP über die Bildung einer Ampel-Regierung laufen. Die IG Metall vertritt nicht nur Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie, sondern auch aus den Bereichen Stahl, Textil und Handwerk.
Unterstützung erhielt die Gewerkschaft unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Auch die SPD und die Linke solidarisierten sich mit den Protesten.
Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis sagte, es sei “richtig, von der Industrie zu erwarten, nachhaltiger und klimaneutral zu werden”. “Nachhaltige Industriepolitik muss dann aber dafür sorgen, dass die Standorte hier eine Zukunft haben und sich hier auch verändern können.” Das erfordere “eine kluge Regulierung”.
Quelle: AFP