Die deutlich gestiegenen Energiepreise heizen die Inflation nicht nur in Deutschland, sondern in fast der ganzen Eurozone an. Die Verbraucherpreise in den 19 Ländern der Währungsunion stiegen im Oktober im Schnitt um 4,1 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag aufgrund einer ersten Schätzung mitteilte. Die Kosten für Energie stiegen demnach um 23,5 Prozent.
Der Preisanstieg ist der höchste seit gut 13 Jahren: Zuletzt war die Inflation demnach im Juli 2008 so hoch gewesen. Im September hatte die Inflationsrate noch bei 3,4 Prozent gelegen.
In Deutschland verteuerte sich das Leben im Oktober mit 4,5 Prozent sogar stärker als im Schnitt der Euro-Länder. Das hatte das Statistische Bundesamt am Donnerstag aufgrund vorläufiger Zahlen mitgeteilt.
Dazu sagte am Freitag eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, die Regierung bleibe “bei dem, was wir jüngst in der Herbstprojektion vorgestellt haben” – nämlich “dass es sich bei der steigenden Inflation auf aktuell 4,5 Prozent um Sondereffekte handelt, die auch einen vorübergehenden Effekt haben, der sich dann zu Beginn des Jahres 2022 wieder abflachen wird”.
Die Inflation in der Eurozone ist mit 4,1 Prozent aktuell doppelt so hoch wie die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten zwei Prozent. Die EZB lässt die Leitzinsen ebenso wie das Corona-Notprogramm Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen aber vorerst unverändert. EZB-Chefin Christine hatte am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates gesagt, die Inflation werde im Verlauf des kommenden Jahres zurückgehen. 2023 erwartet die Zentralbank wieder eine Rate von 1,5 Prozent.
Lagarde betonte, die Zentralbank sei bereit, ihre geldpolitischen Instrumente nachzuschärfen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation “mittelfristig beim angestrebten Ziel von 2,0 Prozent stabilisiert”. Analyst Holger Schmieding von der Berenberg Bank erklärte, er erwarte später im Jahr 2023 eine Zinserhöhung der EZB und nicht schon 2022.
Die höchsten Inflationsraten im Oktober gab es laut Eurostat in den Baltenstaaten Litauen (8,2 Prozent), Lettland (6,0 Prozent) und Estland (7,4 Prozent). Deutlich über dem Durchschnitt lag die Teuerung auch in Spanien mit 5,5 Prozent, Belgien mit 5,4 Prozent, Luxemburg mit 5,3 Prozent und Irland mit 5,1 Prozent. Unterdurchschnittlich entwickelten sich die Verbraucherpreise in Portugal mit 1,8 Prozent oder Malta mit 1,4 Prozent.
Quelle: AFP