Warnungen vor Überlastung der Kliniken wegen steigender Corona-Zahlen

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Angesichts der stark steigenden Corona-Zahlen mehren sich die Warnungen vor einer Überlastung der Krankenhäuser. Wenn die derzeitige Entwicklung anhalte, müssten bald wieder planbare, weniger dringliche Eingriffe verschoben werden, sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Donnerstagsausgaben). Einer Forsa-Umfrage zufolge dürften sich die meisten Ungeimpften kaum noch umstimmen lassen. 

“Wir befinden uns in einer kritischen Situation der Pandemie”, sagte Gaß. Die Zahl der mit einer Covid-Infektion im Krankenhaus versorgten Patienten sei binnen einer Woche deutlich gestiegen. So seien knapp 40 Prozent mehr Patienten auf der Normalstation als noch vor einer Woche. Auf den Intensivstationen seien es 15 Prozent mehr. 

“Wenn diese Entwicklung anhält, haben wir schon in zwei Wochen wieder 3000 Patienten auf Intensivstation”, sagte Gaß. Auch wenn die Krankenhäuser dies leisten können, “wird es dann nicht ohne Einschränkung des Regelbetriebs ablaufen können”. 

Zum Höhepunkt der Pandemie im Januar 2021 wurden mehr als 5700 Corona-Erkrankte intensivmedizinisch behandelt. Derzeit liegen nach Zahlen aus dem Intensivregister fast 1800 Menschen auf der Intensivstation und knapp 4300 Patienten auf der Normalstation. 

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erhöhte sich die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen auf 130,2 pro 100.000 Einwohner. Am Vortag hatte sie bei 118,0 gelegen, vor einer Woche bei 85,6. 

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die Lage in den Krankenhäusern spitze seit rund zwei Wochen zu. “Wir laufen langsam auf die Überforderung zu.” Mehr Impfungen “hätten eine solche Lage verhindern können”, sagte er. Es habe in Deutschland aber “eine deutlich schlechtere Impfkampagne als in vielen anderen Teilen Europas” gegeben.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte der “Augsburger Allgemeinen” vom Donnerstag: “Das Pflegepersonal der Intensivstationen und die Ärzte arbeiten längst am Anschlag.” Viele hätten die Arbeit im Intensivbereich aufgegeben – “auch, weil sie es leid sind, sich für die Unvernunft von Impfgegnern abzurackern.” Corona tobe sich nun bei den Ungeimpften aus, während die Geimpften recht zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen geschützt seien.

Bei einer am Donnerstag vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Forsa-Erhebung gaben fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) an, sich in den nächsten zwei Monaten “auf keinen Fall” impfen lassen zu wollen. 23 Prozent tendierten zu “eher nein”. Lediglich zwei Prozent der Befragten wollten sich “auf jeden Fall” impfen lassen. Die restlichen zehn Prozent zeigten sich unentschlossen oder hielten eine spätere Impfung “eher” für möglich. 

89 Prozent der Befragten gaben an, es habe keinerlei Einfluss auf die eigene Impfbereitschaft, wenn die Intensivstationen erneut an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Nur fünf Prozent meinen, dieser Umstand werde ihre Bereitschaft zu einer Impfung erhöhen. Rund ein Drittel der Nichtgeimpften (34 Prozent) begründet seine Ablehnung damit, dass sie die verfügbaren Impfstoffe für nicht ausreichend erprobt halten.

Quelle: AFP

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