Dank einer neuen DNA-Technik ist ein Urenkel des berühmten indigenen Stammeshäuptling Sitting Bull identifiziert worden. Ein Forscherteam um Eske Willerslev von der Universität Cambridge und dem Lundbeck Foundation Geogenetics Centre in Dänemark präsentierte die neue Methode am Mittwoch in der Fachzeitschrift “Science Advances”. Es ist demnach das erste Mal, dass anhand von genetischem Material eine familiäre Beziehung zwischen einer historischen Persönlichkeit und ihrem lebenden Nachkommen nachgewiesen werden kann.
Willerslev fand eigenen Angaben zufolge eine Möglichkeit, die Verwandtschaft anhand von geschlechtsspezifischer “autosomaler” DNA zu prüfen. Mit der Methode könnten die Nachfahren weiterer historischer Persönlichkeiten identifiziert werden, vom berüchtigten Banditen Jesse James bis hin zur russischen Zarenfamilie. Die Anforderung dafür sei lediglich eine DNA-Probe des Verstorbenen.
Bei bisherigen genetischen Studien suchen Forscher nach Übereinstimmungen zwischen der DNA im Y-Chromosom, die in der männlichen Linie weitergegeben wird. Wenn der verstorbene Mensch weiblich war, wird die DNA in den Mitochondrien näher betrachtet. In Fall von Sitting Bull konnten jedoch beide Methoden nicht genutzt werden, da es sich um einen männlichen Vorfahren handelt, der mütterlicherseits mit seinem Urenkel verwandt ist.
Im aktuellen Fall untersuchten die Wissenschaftler daher autosomale DNA aus einem Zopf des Häuptlings und entwickelten dann eine Berechnungsmethode, um sie mit der DNA des Nachfahren und 13 anderer Mitglieder des Lakota-Sioux-Stammes zu vergleichen. Dabei prüften die Forscher, ob Ähnlichkeiten im Genom tatsächlich auf eine enge Verwandtschaft hindeuteten.
Der Urenkel, dessen Verwandtschaft mit dem legendären Stammeshäuptling häufig angezweifelt worden war, verfügte zwar über historische Aufzeichnungen wie Geburts- und Sterbeurkunden des Häuptlings, konnte die Verwandtschaft jedoch nie endgültig belegen. Er suchte nach einem Nachweis für eine genetische Verwandtschaft, um die sterblichen Überreste seines Vorfahren an einem anderen Ort bestatten zu dürfen.
Sitting Bull, der eigentlich Tatanka-Iyotanka hieß, führte im Jahr 1876 rund 1500 Lakota-Krieger in die berühmte Schlacht am Little Bighorn. Dabei töteten die Indigenen den US-General George Armstrong Custer und dessen fünf Kompanien. Der Häuptling wurde 1890 von Polizisten im Auftrag der US-Regierung erschossen.
Quelle: AFP