US-Außenminister Anthony Blinken hat mit dem vom Militär abgesetzten sudanesischen Regierungschef Abdalla Hamdok telefoniert. Dabei habe Blinken “die Entlassung des Ministerpräsidenten aus dem Gewahrsam begrüßt”, teilte das US-Außenministerium am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Der US-Chefdiplomat appellierte demnach erneut an die sudanesische Armee, alle nach dem Militärputsch vom Montag festgenommenen “zivilen Anführer” freizulassen und “ihre Sicherheit zu garantieren”.
Hamdok war am Dienstag zusammen mit seiner Frau nach Hause zurückgekehrt, wie sein Büro mitteilte. Allerdings blieb zunächst unklar, ob der entmachtete Regierungschef wieder Bewegungsfreiheit hatte. Laut seinem Büro befand sich Hamdok “unter strikter Überwachung”.
Der abgesetzte Ministerpräsident war nach dem Putsch zunächst im Haus des obersten Generals des Landes, Abdel Fattah al-Burhan, festgehalten worden. Hamdok sei “bei mir zu Hause”, hatte al-Burhan am Dienstag bei einer Pressekonferenz gesagt.
Al-Burhan hatte am Montag im Staatsfernsehen die Übergangsregierung sowie den Souveränen Übergangsrat für aufgelöst erklärt, den Ausnahmezustand ausgerufen und die Bildung einer neuen Regierung mit “kompetenten Personen” angekündigt.
Der UN-Sicherheitsrat reagierte besorgt auf den Putsch, wie am Dienstag aus Diplomatenkreisen am UN-Hauptquartier in New York verlautete. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen hatte zuvor in einer Dringlichkeitssitzung hinter verschlossenen Türen über die Lage im Sudan beraten. Eine offizielle Erklärung zu dem Putsch verabschiedete der Rat jedoch dabei nicht. Darüber werde weiter verhandelt, hieß es.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete unterdessen den Militärputsch als “katastrophale Entwicklung”. Er verurteilte in einer in Berlin verbreiteten Erklärung den Umsturz “in aller Entschiedenheit” und forderte die Wiedereinsetzung der Übergangsregierung sowie die Freilassung aller nach dem Putsch Festgenommenen. Der Putsch stelle die “demokratische und friedliche Zukunft des Sudan” in Frage.
Im dem nordostafrikanischen Land hatte nach dem Sturz von Machthaber Omar al-Baschir im Jahr 2019 ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Seitdem befand sich das Land in einer Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärften aber die Lage.
Quelle: AFP