Extreme Wetterereignisse wie die Überflutung einer Fabrik können nach Angaben von Klimaforschern nicht nur zu Produktionsverlusten vor Ort führen, sondern Schockwellen entlang der Lieferketten auslösen. Wenn dabei Wetterextreme ungefähr zur gleichen Zeit auftreten, können sich diese dann überlagern und sogar gegenseitig aufschaukeln, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Mittwoch mitteilte. Diese “Schockverstärkung” birgt demnach die Gefahr, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der durch den weltweiten Treibhausgasausstoß zunehmenden Wetterextreme “größer werden können als bisher angenommen”.
“Das, was wir ökonomische Wellenresonanz nennen, könnte in Zukunft entscheidend bei der Bewertung der wirtschaftlichen Klimafolgen sein”, erklärte PIK-Forscher und Studienautor Kilian Kuhla. Grundsätzlich ist es demnach zwar so, dass die Auswirkungen von Wetterextremen zu Verlusten in Regionen führen, in denen es dann Knappheiten in der Versorgung gibt – und gleichzeitig zu Gewinnen in anderen Weltgegenden, die dann eine erhöhte Nachfrage und damit höhere Preise verzeichnen.
“Aber wenn sich verschiedene Wetterextreme überlagern, sind die wirtschaftlichen Verluste in der gesamten vernetzten Weltwirtschaft im Durchschnitt um 20 Prozent höher als die Verluste durch die einzelnen Ereignisse zusammen”, erläuterte Kuhla. “Das zeigen unsere Simulationen von Flussüberschwemmungen, Hitzewellen und tropischen Wirbelstürmen – und das ist ziemlich beunruhigend.”
Die Forscher modellierten für ihre Untersuchung die Reaktion der vernetzten Weltwirtschaft und berechneten 1,8 Millionen wirtschaftliche Beziehungen zwischen mehr als 7000 regionalen Wirtschaftssektoren.
Vom “Wellenresonanz-Effekt” sind demnach die meisten wirtschaftlich relevanten Länder betroffen. Insbesondere China weise aufgrund seiner herausragenden Stellung in der Weltwirtschaft einen überdurchschnittlichen Effekt von mehr als 27 Prozent zusätzlicher Verluste auf, wenn sich Extremereignisse überschnitten, als wenn sie unabhängig voneinander einträten.
“Wenn zwei separate Ereignisse Schockwellen durch die Weltwirtschaft schicken, türmen diese sich wie eine Flutwelle auf”, erklärte Klimaforscher Anders Levermann. Dies gilt demnach nicht nur für gleichzeitige, sondern auch für aufeinanderfolgende Katastrophen, wenn sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der verschiedenen Katastrophen überschneiden. “Wenn wir die Treibhausgase nicht rasch reduzieren, wird uns das teuer zu stehen kommen – noch teurer, als wir bisher erwartet haben”, erklärte Levermann.
Quelle: AFP