Etwa 90.000 Kunstgegenstände aus afrikanischen Ländern befinden sich in französischen Museen, nun werden 26 davon an Benin zurückgegeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach am Mittwoch von einem “außerordentlich bewegenden” Moment, als er in einer feierlichen Zeremonie im Pariser Museum Quai Branly die Rückgabe besiegelte. Für manche handle es sich um eine “Abschiedszeremonie”, dabei müsse eher von einer “Wiedervereinigung” die Rede sein.
Die Zahl ist gering, aber die symbolische Bedeutung ist groß: Durch die Rückgabe der 26 Werke öffne sich eine “neue Seite der Beziehungen zwischen Frankreich und Benin”, sagte der Außenminister des westafrikanischen Landes, Aurélien Agbenonci.
Macron hatte sich 2017 in einer Grundsatzrede in Burkina Faso zu ersten Rückgaben afrikanischer Kulturgüter innerhalb von fünf Jahren verpflichtet. Dies werde helfen, die französisch-afrikanischen Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen, bekräftigte er nun. Er werde diese Politik fortsetzen, wobei das Ziel nicht darin bestehe “alle Werke loszuwerden”.
Im Museum Quai Branly sind derzeit die 26 Objekte ausgestellt, die nach Benin zurückgehen. Es sind hölzerne Statuen, mit Schnitzwerk verzierte Thronsitze, Palasttore mit Reliefs und religiöse Gegenstände, die französische Kolonialsoldaten Ende des 19. Jahrhundert bei der Eroberung des Königreichs Dahomey gestohlen hatten.
Die in Berlin lehrende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die seit Jahren für die Rückgabe kolonialer Beutekunst aus Frankreich und Deutschland kämpft, sprach von einem “außergewöhnlichen Ereignis”. “Wer hätte sich vor vier Jahren die Rückgabe der wertvollsten, schönsten und berühmtesten Stücke aus Benin vorstellen können? Niemand.”
Frankreich, das “so lange taub für die Wünsche Afrikas war”, sei nun das erste Land der Welt, das Kunstwerke an ein afrikanisches Land zurückgibt, sagte sie weiter. Savoy hatte 2018 im Auftrag von Macron einen umfassenden Bericht über Werke vorgelegt, die zurückgegeben werden sollten. Die Rückgabe wurde dann durch ein 2020 verabschiedetes Gesetz ermöglicht.
Die 26 Objekte sollen langfristig in einem noch zu bauenden Museum in Abomey, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Dahomey, ausgestellt werden. Bis dahin sollen sie in anderen Museen in Benin gezeigt werden.
Derzeit arbeitet das Museum Quai Branly daran, in seiner Sammlung Stücke zu identifizieren, “die unter gewaltsamen Umständen nach Frankreich gebracht wurden”, wie Museumsleiter Emmanuel Kasarhérou sagte. “Es wurden ja nicht alle Gegenstände gestohlen”, fügte er hinzu. Viele Objekte hätten auch mehrfach den Besitzer gewechselt. “Wir arbeiten auch mit Kollegen aus Afrika zusammen, um Wanderausstellungen zu organisieren”, sagte Kasarhérou.
Auch Deutschland hat kürzlich mit Nigeria eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der die als Raubgut geltenden Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgegeben werden sollen. Parallel dazu vereinbarten beide Länder bei Museumsaustauschen und beim Neubau von Museen und bei archäologischen Vorhaben zusammenzuarbeiten. Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um Metalltafeln und Skulpturen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die einst den Königspalast im Königreich Benin im heutigen Nigeria schmückten.
Nach Schätzungen von Experten befinden sich bis zu 90 Prozent des afrikanischen Kulturerbes außerhalb des Kontinents. Sechs afrikanische Länder haben seit 2019 Rückgabeforderungen an Frankreich gestellt.
Quelle: AFP