Vor dem Berufungsverfahren gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange hat Amnesty International dessen sofortige Freilassung gefordert. Es sei zu befürchten, dass der 50-Jährige im Fall einer Auslieferung an die USA keine “menschenwürdige Behandlung” erhalte, teilte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag mit. Kürzlich veröffentlichte Berichte von “Yahoo News” legten nahe, dass die USA zwischenzeitlich Assanges Entführung oder sogar Ermordung planten, als er sich in der ecuadorianischen Botschaft in London aufhielt.
“Damit werden die diplomatischen Zusicherungen der US-Behörden, wonach Assange in den USA eine gute Behandlung erwartet, noch weniger glaubhaft”, erklärte Amnesty. Die Organisation forderte die US-Behörden auf, alle Anklagepunkte gegen den Australier fallen zu lassen.
Am Mittwoch beginnt vor einem Londoner Gericht das Berufungsverfahren gegen das Verbot von Assanges Auslieferung an die USA. Der Wikileaks-Gründer sitzt seit mehr als zwei Jahren im Belmarsh-Gefängnis in London. Er war 2019 in Großbritannien verhaftet worden, nachdem er sich zuvor sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt hatte.
Im Januar hatte ein Gericht in London einen Auslieferungsantrag der USA abgelehnt. Die Richterin begründete ihre Entscheidung mit der psychischen Verfassung des Australiers und den strikten Haftbedingungen, die ihn bei einem Prozess in den USA erwarten würden. Es bestehe das “beträchtliche” Risiko, dass Assange sich in US-Haft das Leben nehmen würde, erklärte sie. Weil die US-Regierung Berufung gegen das Urteil einlegte, kam Assange vorerst nicht auf freien Fuß.
Der 50-Jährige ist in den USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Spionage angeklagt. Bei einer Verurteilung würden ihm dort bis zu 175 Jahre Haft drohen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt, die ihr von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren. Die Dokumente enthielten brisante Informationen über US-Einsätze, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.
Quelle: AFP