Der abgesetzte sudanesische Ministerpräsident Abdalla Hamdok ist einen Tag nach dem Militärputsch in sein eigenes Haus zurückgekehrt. Hamdok sei am Dienstagabend “zurück in sein eigenes Haus im Bezirk Kafouri begleitet” worden, sagte ein Armeevertreter der Nachrichtenagentur AFP. Rund um sein Haus seien “Sicherheitsmaßnahmen” ergriffen worden. Ob Hamdok unter Hausarrest steht, blieb zunächst unklar.
Der entmachtete Chef der Übergangsregierung war nach dem Putsch am Montag zunächst im Haus des obersten Generals des Landes, Abdel Fattah al-Burhan, festgehalten worden. Hamdok sei “bei mir zu Hause”, hatte al-Burhan am Dienstag bei einer Pressekonferenz gesagt. Er sei “bei guter Gesundheit” und werde “nach Hause zurückkehren, wenn die Krise vorbei ist”.
General al-Burhan hatte am Montag im Staatsfernsehen die Übergangsregierung sowie den Souveränen Übergangsrat für aufgelöst erklärt, den Ausnahmezustand ausgerufen und die Bildung einer neuen Regierung mit “kompetenten Personen” angekündigt. Der Putsch wurde international verurteilt. UN-Generalsekretär António Guterres verlangte die sofortige Freilassung Hamdoks.
Die USA als wichtiger Unterstützer des Übergangsprozesses forderten die Rückkehr zu einer zivilen Regierung. Auch Afrikanische Union und die Arabische Liga zeigten sich besorgt. Die EU drohte den neuen Machthabern am Dienstag mit dem Entzug ihrer Finanzhilfen.
Im Sudan hatte nach dem Sturz von Machthaber Omar al-Baschir 2019 ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilten. Seitdem befand sich das Land in einer Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme und tiefe politische Spaltungen verschärfen die Lage.
In Khartum und anderen Städten des Landes protestierten Menschen am Dienstag erneut gegen die Absetzung der Regierung. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen Demonstranten ein, die eine zentrale Straße mit Steinen blockierten, wie Augenzeugen berichteten.
Am Montag hatten die Sicherheitskräfte mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet und mehr als 80 weitere verletzt, wie ein Mediziner-Verband in Khartum meldete.
Quelle: AFP