Am Konjunkturhimmel mehren sich die dunklen Wolken: Im Oktober verschlechterte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen den vierten Monat in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. Grund dafür sind demnach vor allem die anhaltenden Lieferprobleme.
Der vom Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex, der als wichtiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland gilt, sank von 98,9 Punkten im September auf 97,7 Punkte im Oktober. Insbesondere die Erwartungen seien “immer mehr von Skepsis geprägt”, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Auch die aktuelle Lage wird demnach weniger gut eingeschätzt.
Zu schaffen machen den Firmen Lieferprobleme, wie Fuest erläuterte. “Die Kapazitätsauslastung in der Industrie sinkt. Sand im Getriebe der deutschen Wirtschaft hemmt die Erholung.”
Für den Geschäftsklimaindex befragt das Ifo-Institut monatlich rund 9000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate abzugeben.
Im verarbeitenden Gewerbe fiel der Geschäftsklimaindex weiter. Die Kapazitätsauslastung erreichte laut Ifo wegen der Lieferprobleme nur 84,7 Prozent. Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima ebenfalls. Im Handel sank der Index demnach “deutlich”. Die Händler seien merklich weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften, ihr Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate nehme zu. Auch hier belasten Lieferprobleme die Stimmung.
Im Bauhauptgewerbe dagegen verbesserte sich das Geschäftsklima erneut deutlich. Die Betriebe beurteilen die aktuelle Lage etwas besser, der Erwartungsindex legte zum sechsten Mal in Folge zu.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bleibt die Nachfrage nach Bauleistungen hoch. Zuletzt legten die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe von Juli bis August demnach bereinigt um 7,3 Prozent zu. Der Wert der Auftragseingänge erreichte mit 7,8 Milliarden Euro den höchsten jemals gemessenen August-Wert.
Grund dafür sind laut Bundesamt aber vor allem die stark gestiegenen Baupreise. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) wies gleichwohl auf eine “dynamische Baunachfrage in allen Bausparten” hin. Auch aus der Wirtschaft habe sich die Nachfrage in den vergangenen Monaten wieder gefestigt.
Die IKB Deutsche Industriebank erklärte am Montag, dass Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe belasteten. Gleichzeitig bleibe die Aussicht für den Dienstleistungssektor “aufgrund anhaltender Corona-Maßnahmen und steigender Inzidenzen unsicher”.
Doch Lieferengpässe seien ebenso wie die erhöhte Inflation kurzzeitige, vorübergehende Entwicklungen – “auch wenn sie bis weit ins Jahr 2022 zu spüren sein könnten”. Mittelfristig dürften jedoch bei deutschen Unternehmen und der Wirtschaftspolitik zunehmend andere Themen im Fokus stehe, erklärte die IKB. Hierzu zähle unter anderem das durch die Corona-Pandemie beschleunigte Bestreben Chinas, industrielle Wertschöpfungsketten verstärkt im eigenen Land zu fördern.
Für die deutsche Exportwirtschaft vermeldete das Statistische Bundesamt am Montag einen erneuten Rückgang: Die Ausfuhren in Drittstaaten außerhalb der EU konnten sich auch im September nicht erholen und nahmen im Vergleich zum August kalender- und saisonbereinigt um 0,4 Prozent ab. Bereits im Juni, Juli und August waren die Exporte in Drittstaaten im Vormonatsvergleich gesunken. Allerdings liegt der Wert der Ausfuhren über dem Niveau des Vorkrisenmonats Februar 2020.
Das Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute war zuletzt angesichts von Lieferengpässen und andauernden Corona-Beschränkungen trübe ausgefallen: Sie senkten ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Am Mittwoch stellt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Herbstprognose der Bundesregierung vor.
Quelle: AFP