In Kolumbien ist der Regierung ein bedeutender Schlag gegen die Drogenkriminalität gelungen: Bei einem Großeinsatz im Nordwesten nahmen Sicherheitskräfte den meistgesuchten Drogenboss des Landes fest. Der Anführer des Golf-Clans, Dairo Antonio Úsuga alias Otoniel, sei in einem Waldgebiet nahe der Grenze zu Panama gefasst worden, teilte die Regierung am Samstag mit. Präsident Iván Duque verglich die Festnahme des 50-Jährigen mit dem Fall des Drogenbarons Pablo Escobar.
An der Fahndungsaktion in Necoclí waren rund 500 Beamte beteiligt. Unterstützung erhielten sie von 22 Hubschraubern. Ein Polizist wurde bei dem Einsatz getötet.
“Dies ist der härteste Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert in unserem Land versetzt wurde”, erklärte Präsident Duque. Die Festnahme sei “nur vergleichbar mit dem Fall von Pablo Escobar”, der 1993 in seiner Heimatstadt Medellín von einer Spezialeinheit der kolumbianischen Polizei erschossen wurde.
Auf einer Live-Übertragung der Polizei war zu sehen, wie Úsuga später in Handschellen nach Bogotá geflogen wurde, wo er streng bewacht in Gewahrsam genommen wurde.
Der aus früheren paramilitärischen Gruppen hervorgegangene Golf-Clan ist auch bekannt als Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC). Er wird für den tonnenweisen Schmuggel von Kokain nach Zentralamerika und in die USA verantwortlich gemacht.
Die Regierung in Bogotá wirft der Bande außerdem illegalen Bergbau und Erpressung vor. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Indepaz ist der Golf-Clan in fast 300 Städten und Gemeinden in Kolumbien aktiv.
Die USA hatten eine Belohnung von fünf Millionen Dollar für die Ergreifung Úsugas ausgesetzt. Der Drogenboss war 2009 von der US-Justiz angeklagt worden, in New York läuft ein Auslieferungsverfahren gegen ihn.
Nach Angaben der Polizei hatte sich Úsuga zuletzt im Dschungel in seiner Heimatregion Uraba versteckt. Er benutzte demnach kein Telefon, sondern setzte Kuriere ein. Der Drogenboss habe draußen geschlafen und sich nie in die Nähe bewohnter Gebiete begeben, sagte Polizeichef Jorge Vargas.
Úsuga hatte 2017 erklärt, er wolle sich der Justiz stellen, doch die Regierung ging auf das Angebot nicht ein und setzte Soldaten ein, um nach ihm zu fahnden. Der 50-Jährige hatte 2012 die Führung des Golf-Clans übernommen, nachdem sein Bruder Juan de Dios bei einem Polizeieinsatz getötet worden war.
Úsuga, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, hatte sich mit 18 Jahren der marxistischen Volksbefreiungsarmee (EPL) angeschlossen. Nach der Auflösung der Guerillaorganisation Anfang der 90er wurde er Mitglied einer rechten paramilitärischen Gruppe, die 2006 unter der Regierung von Präsident Álvaro Uribe aufgelöst wurde. Doch anstatt die Waffen niederzulegen, blieb Úsuga im Untergrund.
Quelle: AFP