Angesichts der steigenden Corona-Zahlen werden Forderungen nach einer Kampagne für Drittimpfungen lauter. “Steigende Infektionszahlen im Herbst und Winter waren zu erwarten”, erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Christine Aschenberg-Dugnus. “Allerdings ist die Situation eine andere als vor einem Jahr, denn wir können jedem Bürger ein Impfangebot machen.” Um insbesondere gefährdete Gruppen vor einer vierten Welle zu schützen, müsse jetzt eine “Impfbooster-Kampagne” starten.
Auch der Chef des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Versorgung (ZI), Dominik Stillfried, mahnte zu mehr Tempo bei den Drittimpfungen. “Derzeit lassen sich lediglich zirka 250.000 Menschen pro Woche eine Auffrischimpfungen geben”, sagte Stillfried dem “Handelsblatt”. “Dieses Tempo sollte dringend gesteigert werden.”
Bis in den Dezember seien doppelt so viele Impfungen pro Woche nötig, um alle Menschen zu erreichen, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) die Drittimpfung empfiehlt. Diese Gruppe umfasse 4,1 Millionen Personen, bislang hätten allerdings nur 1,5 Millionen Personen eine Auffrischimpfung erhalten.
Die Stiko hat grundsätzlich eine Corona-Auffrischungsimpfung für Menschen ab 70 Jahren empfohlen. Dasselbe gilt für Bewohner und Bewohnerinnen von Altenheimen sowie Pflegepersonal. Ebenso wird die Auffrischungsimpfung für das Personal in medizinischen Einrichtungen empfohlen.
“Die Politik sollte daher die Impfkampagne unterstützen, indem sie für eine aufwandsgerechte Vergütung der Impfung sorgt und endlich die Möglichkeit eröffnet, dass Patienten auch über die Auffrischungsimpfung ärztlich aufgeklärt werden können”, forderte Stillfried. “Die Impfverordnung muss daher zügig angepasst werden.”
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) forderte rasche flächendeckende Boosterimpfungen für Seniorinnen und Senioren. “Bei den über 80-Jährigen werden in manchen Landkreisen Inzidenzen weit jenseits der 100 gemeldet”, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer. “Deshalb muss jetzt entschiedener gehandelt werden, um den Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe aufrecht zu erhalten.”
Die Bundesländer müssten für ein flächendeckendes Impfangebot durch die Hausärzte sorgen, so Meurer. “Wo das nicht funktioniert, müssen wieder mobile Impfteams eingesetzt und in die Pflegeeinrichtungen geschickt werden.”
Quelle: AFP