Die türkische Zentralbank hat den Leitzins deutlich gesenkt: Trotz der anhaltend hohen Inflation und einer schwachen Lira senkte die Notenbank den Zins am Donnerstag um zwei Punkte von 18 auf 16 Prozent. Schon im September war der Leitzins nach einigen Monaten der Stabilität um einen Punkt gesenkt worden.
Die Türkei ächzt derzeit unter einem hohen Preisanstieg – zuletzt erreichte die Inflation über 19 Prozent und gehört damit zu den höchsten weltweit. Nach herrschender Ökonomenlehre sind die Leitzinsen ein wichtiges Instrument im Kampf dagegen. Zentralbanken erhöhen in der Regel den Leitzins, den die Banken meist an ihre Kunden weitergeben. Die beabsichtigte Folge: Die Zahl der Kreditvergaben und damit die Geldmenge im Umlauf sinkt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist aber der Meinung, hohe Leitzinsen würden die Inflation eher anheizen und lehnt sie zudem deshalb ab, weil sie das Wachstum bremsen. Er möchte über niedrige Zinsen Kredite und Investitionen ankurbeln und auf diese Weise letztlich die Wirtschaft.
Im März hatte Erdogan nach einer Anhebung der Leitzinsen den damaligen Zentralbankchef entlassen. Dass die Zentralbank nun den Zins deutlich senkt, gilt Wirtschaftsexperten als Beleg für den Verlust der Unabhängigkeit der Zentralbank von Staatschef Erdogan.
Die Ankündigung der Zentralbank überraschte die Märkte – die türkische Währung verlor deutlich an Wert: fast 2,3 Prozent gegenüber dem Dollar und 2,2 Prozent zum Euro. Ein Dollar war am frühen Nachmittag 9,43 Lira wert, ein Euro 10,99 Lira.
Quelle: AFP