Sechs Jahre nach der sogenannten Sexvideo-Affäre muss sich der französische Fußballstar Karim Benzema nun vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt am Mittwoch in Versailles erschien Benzema allerdings nicht. Seine Abwesenheit habe berufliche Gründe, sagte sein Anwalt Antoine Vey. Dem 33-jährigen Spieler des spanischen Top-Clubs Real Madrid wird vorgeworfen, 2015 in die versuchte Erpressung seines damaligen Kollegen in der Nationalmannschaft, Mathieu Valbuena, verwickelt gewesen zu sein – er selbst weist das zurück.
Benzema ist der Komplizenschaft bei einem Erpressungsversuch angeklagt. Vier weitere Angeklagte müssen sich wegen versuchter Erpressung verantworten. Sie sollen versucht haben, mit einem Sexvideo von Valbuena von diesem Geld zu erpressen. Das Video war ihnen durch den Datentransfer zu einem neuen Telefon in die Hände geraten.
“Ich hatte Angst um meine Sportlerkarriere in der Nationalmannschaft. Ich wusste, wenn das Video herauskommt, würde es für mich schwierig, in der Nationalmannschaft zu bleiben”, sagte Valbuena vor Gericht. “Ich habe mich bedroht gefühlt, mein erster Reflex war es, Klage einzureichen”, erklärte er. Er habe niemals zahlen wollen.
Tatsächlich setzte die Polizei einen als Vermittler getarnten Beamten ein. Sie ließ außerdem die Telefone der mutmaßlichen Erpresser abhören.
Einer der Angeklagten, Younes Houass, sagte vor Gericht aus, dass es bei seinen Gesprächen mit Valbuena nicht um Geld gegangen sei, sondern nur um einen Ratschlag. “Spielen Sie nicht Mutter Teresa, Sie interessieren sich doch für Geld”, ging der Vorsitzende Richter Christophe Morvan ihn an.
Im Zuge der Verhandlungen mit den Erpressern kam es dann zu einem Treffen zwischen Valbuena und Benzema. Benzema habe ihm gesagt, dass die Erpresser “schlimme Schurken” seien, und ihm empfohlen, eine Vertrauensperson zu treffen, berichtete Valbuena. Zunächst habe er dies für einen “freundschaftlichen Rat” gehalten. Später sei er sich bewusst geworden, dass Benzema mit den Anstiftern des Erpressungsversuchs in Verbindung stehe.
Benzema hatte bislang immer beteuert, er habe Valbuena lediglich einen Gefallen tun wollen. Beide Spieler wurden in Folge der Affäre vorerst von der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Doch obwohl sich an den Vorwürfen nichts geändert hatte, nominierte Nationaltrainer Didier Deschamps im vergangenen Mai Benzema für die EM. “Jeder kann mal Fehler machen”, verteidigte Deschamps seine Entscheidung. Valbuena wurde hingegen nicht mehr in die Nationalmannschaft aufgenommen.
“Mir tut es Leid für den armen Mathieu (Valbuena), er hätte es auch verdient, bei der Weltmeisterschaft 2018 zu spielen”, sagte Mustapha Zouaoi, einer der Angeklagten, vor Beginn der Gerichtsverhandlung. “Ehrlich gesagt hat er unsertwegen nicht mitgespielt.”
Das Verfahren in Versailles ist auf drei Tage angesetzt. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Stürmer bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 70.000 Euro.
Quelle: AFP