Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat Russland eine Mitverantwortung für die hohen Gaspreise gegeben und sich dafür ausgesprochen, die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 vorerst nicht in Betrieb zu nehmen. Nach europäischem Energierecht müsse der Betreiber von Nord Stream 2 “ein anderer sein als derjenige, der das Gas durchleitet”, sagte Baerbock den Funke-Zeitungen vom Mittwoch. “Solange das ein und derselbe Konzern ist, darf die Betriebserlaubnis nicht erteilt werden.”
Die hohen Gaspreise seien zunächst einmal die Folge von hoher Nachfrage und geringem Angebot. “Dabei lässt sich auch ein Pokerspiel Russlands beobachten: Die Gaslieferungen wurden gehörig nach unten gefahren”, sagte Baerbock. Sie fügte hinzu: “Wir dürfen uns nicht erpressen lassen.”
Zwar liefere Russland vertragsgemäß Gas nach Europa, doch seien die Gasspeicher vergleichsweise leer. “Das dürfte von russischer Seite aus bewusst so herbeigeführt worden sein, um so die schnelle Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu erzwingen – auch wenn noch nicht alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind”, sagte Baerbock weiter.
Zugleich machte die Grünen-Vorsitzende deutlich, dass sie ein Vorziehen des Kohleausstiegs von 2038 auf 2030 für wahrscheinlich hält. Die Ampel-Parteien rüttelten nicht nur am Kohlekompromiss, “sondern wir ändern das Kohleausstiegsgesetz, um den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen zu können”. Dafür brauche es natürlich genug erneuerbare Energien.
Baerbock verwies auf die im Sondierungspapier der Ampel-Parteien vorgesehene Pflicht, auf jedes neue Dach eine Solaranlage zu bauen und zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft zu nutzen. In dem Papier heißt es, der Kohleausstieg werde “idealerweise” von 2038 auf 2030 vorgezogen.
Quelle: AFP