USA entsenden Ermittler nach Haiti wegen Entführung von Missionaren

Copyright AFP/Archiv Ina FASSBENDER

Im Fall der entführten nordamerikanischen Missionare haben die US-Behörden Ermittler nach Haiti entsandt. “Das kleine Team, das jetzt vor Ort ist, wurde nach Haiti entsandt, um eng mit den haitianischen Behörden zusammenzuarbeiten”, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Montag. Unterdessen protestierten in der Hauptstadt Port-au-Prince zahlreiche Menschen mit einem Generalstreik gegen die anhaltende Bandenkriminalität in dem Karibikstaat.

“Wir rufen schon seit Monaten um Hilfe und sind nicht sicher vor Entführungen”, sagte der Präsident des haitianischen Eigentümer- und Fahrerverbandes, Méhu Changeux, der Nachrichtenagentur AFP. Sein Verband hatte zusammen mit anderen Organisationen schon vor den jüngsten Entführungen zu den unbefristeten Streiks aufgerufen. “Die Banditen gehen zu weit: Sie entführen, sie vergewaltigen Frauen, sie machen, was sie wollen”, sagte Changeux. “Es ist genug.” 

In der Hauptstadt waren die Straßen menschenleer, Läden, Schulen und Verwaltungsgebäude waren geschlossen. Reporter sahen nur wenig Polizei auf den Straßen sowie eine Barrikade aus brennenden Reifen. “Wir können nicht weiterhin jeden Tag hören, dass ein Verwandter, ein Freund oder eine andere Person entführt wird”, sagte Germain Joce Salvador der AFP.

Die Streiks bekamen besondere Aufmerksamkeit, nachdem am Samstag eine Gruppe von Missionaren und deren Familienangehörigen beim Besuch eines Waisenhauses in einem Vorort östlich von Port-au-Prince entführt wurden. Nach Angaben haitianischer Sicherheitsvertreter trägt die Entführung die Handschrift der berüchtigten Bande 400 Mawozo. 

Bei den Geiseln handelt es sich um fünf Männer, sieben Frauen und fünf Kinder, wie deren christliche Organisation Christian Aid Ministries aus dem US-Bundesstaat Ohio mitteilte. 16 von ihnen haben demnach die US-Staatsbürgerschaft, einer ist Kanadier. Die US-Behörden stehen nach eigenen Angaben “in engem Kontakt mit den Familien” der Entführten. 

Im April erst waren zehn Menschen, darunter zwei französische Geistliche, in derselben Region 20 Tage lang von 400 Mawozo festgehalten worden. Die Gruppe kontrolliert mehrere Straßen in dem Gebiet. Dort kapert sie immer wieder Fahrzeuge und sogar ganze Busse, verschleppt deren Insassen und verlangt Lösegeld. 

Nach Angaben von Menschenrechtlern hat die Zahl der Entführungen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen.

Das von großer Armut geprägte Haiti kämpft seit Jahren mit Naturkatastrophen und politischen Krisen, die den Staat und die Wirtschaft lähmen. Die bis heute nicht aufgearbeitete Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli sowie ein schweres Erdbeben einen Monat später im Südwesten des Landes, bei dem 2200 Menschen starben und 130.000 Häuser zerstört wurden, haben die Probleme des Lands verschärft.

Quelle: AFP

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