Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat Kolumbien eine Mitverantwortung für die Entführung und Vergewaltigung einer Journalistin im Jahr 2000 gegeben. Der Staat habe “versäumt, den Drohungen nachzugehen”, die die Journalistin Jineth Bedoya damals erhalten habe, hieß es in einer Mitteilung des Gerichts in Costa Rica am Montag. Bedoya hatte in Kolumbien über ein kriminelles Netzwerk im Umfeld paramilitärischer Gruppen recherchiert.
Der Staat habe wegen “mangelnder Sorgfalt bei Ermittlungen” die Rechte der heute 47-jährigen Bedoya verlezt. Die Journalistin, die damals für die Zeitung “El Espectador” arbeitete, war am 25. Mai 2000 vor dem Gefängnis La Modelo in Bogotá von Paramilitärs entführt und 16 Stunden gefoltert und vergewaltigt worden. Anschließend ließen die Täter sie nackt am Straßenrand liegen.
Vor Gericht beschuldigte Bedoya nun hochrangige Beamte, unter anderem einen “einflussreichen” Polizeigeneral. Die Taten hätten “nicht ohne die Zustimmung und Zusammenarbeit des Staates oder zumindest mit dessen Duldung” ausgeführt werden können, urteilte das Gericht.
Bedoya begrüßte die Entscheidung beim Onlinedienst Twitter. Der konservative Präsident des Landes, Ivan Duque, erklärte, Kolumbien werde “die Entscheidung vollständig akzeptieren”.
Die rechten Paramilitärs in Kolumbien waren von Großgrundbesitzern gegründet worden, um gegen linksgerichtete Guerilleros zu kämpfen. Sie töteten jedoch auch Zivilisten und handelten mit Drogen.
Quelle: AFP