Knapp zwei Wochen nach der Veröffentlichung des Missbrauchsberichts in Frankreich hat Papst Franziskus den französischen Premierminister Jean Castex in einer Privataudienz empfangen. Der Bericht sei Thema ihres 30-minütigen Gesprächs gewesen, sagte Castex. Der Papst “vertraut der Kirche in Frankreich, dass sie die nötigen Konsequenzen zieht”, fügte er hinzu. Franziskus sei froh, dass das Problem nicht geleugnet werde.
Der Anfang Oktober veröffentlichte Missbrauchsbericht einer unabhängigen Kommission hatte Schockwellen in der katholischen Kirche ausgelöst. Nach dem Bericht waren seit 1950 in Frankreich etwa 216.000 Minderjährige von Priestern und Ordensleuten missbraucht worden waren.
Auch den Streit um das Beichtgeheimnis erwähnte Castex. “Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, (das Beichtgeheimnis) mit dem Strafrecht und dem Recht der Opfer zu vereinbaren”, sagte Castex. Dessen sei sich auch der Papst bewusst. “Dies wird ein langer Weg sein”, sagte Castex, der mit dem Papst Spanisch sprach.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Eric de Moulins-Beaufort hatte in Frankreich eine Debatte ausgelöst, indem er erklärt hatte, dass das Beichtgeheimnis “stärker als die Gesetze der Republik” sei. Tatsächlich ist das Beichtgeheimnis in Frankreich als Berufsgeheimnis anerkannt. Bei Hinweisen auf den Missbrauch von Kindern unter 15 ist ein Priester aber zur Anzeige verpflichtet.
Anlass des lang geplanten Besuchs von Castex war das 100-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl. Der Premierminister wurde von Innenminister Gérald Darmanin und Außenminister Jean-Yves Le Drian begleitet.
Als Gastgeschenk übergab Castex dem Papst ein von dem argentinischen PSG-Spieler Lionel Messi signiertes Trikot. Der Papst ist bekennender Fußballfan und hat in seiner Jugend im Tor gestanden. Castex übergab ihm außerdem eine illustrierte Erstausgabe des Romans “Notre-Dame von Paris” von Victor Hugo.
Der Premierminister bekräftigte die Einladung des Papstes nach Frankreich. Franziskus hatte bislang nur 2014 das EU-Parlament besucht.
Quelle: AFP