Nach wochenlanger Aufregung um den völlig verschuldeten Immobilienentwickler Evergrande hat sich Chinas Zentralbank erstmals dazu geäußert. Das Risiko einer Ansteckung für die chinesische Wirtschaft sei “beherrschbar”, zitierten chinesische Medien am Freitag Zentralbankvertreter Zou Lan. Evergrande sei “sehr schlecht geführt” worden und habe “blind” expandiert, kritisierte er.
Evergrande hat durch eine auf Pump finanzierte aggressive Expansion der vergangenen Jahre einen Schuldenberg von umgerechnet rund 260 Milliarden Euro angehäuft. Das Unternehmen ist aktuell weder in der Lage, seine Fälligkeiten umfassend zu bedienen, noch fertige Wohnungen an die Käufer zu übergeben. Zou erklärte, die Behörden würden Evergrande “drängen, seine Bemühungen zu verstärken, Geschäftsteile zu verkaufen und die Übergabe von Baustellen zu beschleunigen”.
Die chinesische Regierung hatte sich bislang nicht zu den Schwierigkeiten des Immobilienentwicklers geäußert. Experten mutmaßten, Peking könne eine Zerschlagung anordnen. Evergrande hat Beteiligungen in der Tourismus-, Versicherungs- und Gesundheitsbranche und gründete 2019 den Elektroautohersteller Evergrande Auto, der Tesla Konkurrenz machen sollte.
Die Immobilienwirtschaft in China war lange Zeit Lokomotive des Wirtschaftswachstums; Millionen Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren gebaut. Für Chinesen ist der Erwerb von Wohneigentum ein sehr wichtiger Schritt nach oben auf der sozialen Leiter. Zahlreiche Firmen verschuldeten sich hoch, um an dem Geschäft teilzuhaben. Die Regierung begann im Sommer 2020, die Entwicklung zu bremsen.
Sie gab den Immobilienkonzernen die sogenannten “drei roten Linien” vor. Diese setzten den Firmen Grenzen für die Kreditaufnahme und zwangen sie, ihre Verbindlichkeiten zu reduzieren. Damit begannen die Schwierigkeiten für Evergrande.
In den vergangenen Tagen hatten auch zwei weitere Immobilienentwickler ernste Probleme eingeräumt: Fantasia zahlte fällige Schulden nicht zurück, Sinic warnte vor dem Zahlungsausfall. Zentralbankvertreter Zou versicherte am Freitag indes, der chinesische Immobiliensektor sei “generell gesund”.
Quelle: AFP