Es ist die höchste Inflationsrate seit 28 Jahren: Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch erklärte, erreichte die Inflation im September 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Einen höheren Anstieg der Verbraucherpreise gab es zuletzt im Dezember 1993. Das Bundesamt bestätigte damit seine erste Schätzung für die Inflation von Ende September.
In den Vormonaten Juli und August hatte die Inflation noch knapp unter vier Prozent gelegen. Im Vergleich zum Vormonat August blieben die Verbraucherpreise unverändert.
Die hohe Inflationsrate hat nach Ansicht des Statistischen Bundesamts mehrere Gründe: Noch immer machen sich Basiseffekte durch niedrige Preise im Jahr 2020 bemerkbar. Insbesondere die zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer und der Preisverfall bei Mineralölprodukten im Vorjahr führten demnach zu vergleichsweise hohen Preissteigerungen. Auch Liefer- und Produktionsschwierigkeiten in der Vorproduktion beeinflussten demnach die Preise.
Ein weiterer Faktor sind die hohen Energiepreise: Während sich die Preise für Waren zwischen September 2020 und September 2021 um 6,1 Prozent erhöhten, stiegen die Preise für Energieprodukte um 14,3 Prozent. Besonders stark erhöhten sich die Preise für Heizöl (plus 76,5 Prozent) und Kraftstoffe (plus 28,4 Prozent), auch die Preise für Erdgas (plus 5,7 Prozent) und Strom (plus 2,0 Prozent) stiegen an.
Überdurchschnittlich stark verteuerten sich auch Nahrungsmittel mit einem Plus von 4,9 Prozent. Im Vorjahresvergleich stiegen insbesondere die Preise für Gemüse um 9,2 Prozent sowie für Molkereiprodukte und Eier mit plus 5,5 Prozent. Andere Gebrauchsgegenstände wie Fahrzeuge (plus 6,4 Prozent) und Möbel und Leuchten (plus 4,4 Prozent) verteuerten sich ebenfalls überdurchschnittlich.
Auch die Preise für Dienstleistungen gingen im Vorjahresvergleich nach oben: Im Schnitt waren sie 2,5 Prozent teurer als im September 2020. Deutlich teurer wurden die Wartung von Fahrzeugen (plus 5,4 Prozent), die Leistungen sozialer Einrichtungen (plus 5,0 Prozent) und Dienstleistungen in Gaststätten (plus 3,6 Prozent).
Energie- und Lebensmittelpreise waren laut Statistischem Bundesamt die wichtigsten Preistreiber: Ohne die Preissteigerungen im Energiesektor hätte die Inflationsrate demnach bei lediglich 3,1 Prozent gelegen, ohne beide Güterbereiche bei 2,9 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat August blieben die Verbraucherpreise im September 2021 insgesamt stabil – lediglich die Energiepreise stiegen weiter um 0,7 Prozent. Günstiger wurde hingegen der Urlaub: Die Preise für Pauschalreisen sanken zum Ende der Sommerferien um 9,2 Prozent.
Quelle: AFP