Ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Angreifer hat in Norwegen fünf Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde nach dem Angriff in Kongsberg südwestlich der Hauptstadt Oslo festgenommen, wie Polizeisprecher Öyvind Aas auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend erklärte. Nach bisherigen Erkenntnissen handele es sich um einen Einzeltäter. Nach weiteren Verdächtigen werde nicht gesucht. Einen terroristischen Hintergrund schließt die Polizei nicht aus.
“Angesichts des Ablaufs der Ereignisse ist es nur natürlich zu prüfen, ob es sich um einen terroristischen Anschlag handelt”, sagte Aas auf einer weiteren Pressekonferenz später am Abend. Der Verdächtige sei jedoch noch nicht befragt worden. “Es ist zu früh, um sich zu seinen Motiven zu äußern.” Die Ermittler hielten sich “alle Möglichkeiten offen”.
Der Verdächtige griff nach Polizeiangaben gegen 18.30 Uhr an mehreren Orten im Stadtzentrum von Kongsberg an, darunter ein Supermarkt. Rund eine Viertelstunde nach der Tat wurde er festgenommen und anschließend in eine Polizeidienststelle in der Nachbarstadt Drammen gebracht. Weitere Angaben zum mutmaßlichen Täter machte die Polizei nicht. Laut einem Bericht des Senders TV2 hatte der Mann auch ein Messer und weitere Waffen bei sich.
Mehrere Stadtteile wurden abgeriegelt, im Fernsehen war ein großes Aufgebot an bewaffneten Sicherheitskräften und Krankenwagen zu sehen. Ein Hubschrauber und ein Bombenentschärfungsteam wurden ebenfalls zum Tatort entsandt. “Wir sind erschüttert von diesen Ereignissen”, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg.
Die Führungsspitze der norwegischen Polizei ordnete an, dass an alle Beamten landesweit Waffen ausgegeben werden. Normalerweise sind die norwegischen Polizistinnen und Polizisten mehrheitlich nicht bewaffnet. Auch der Inlandsnachrichtendienst wurde nach Angaben eines Sprechers der Behörde alarmiert.
Norwegen hatte vor zehn Jahren den schwersten Anschlag in der modernen Geschichte des Landes erlebt. Am 22. Juli 2011 tötete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik im Regierungsviertel von Oslo acht Menschen mit einer Bombe. Danach setzte er auf die Insel Utöya über und erschoss dort 69 Menschen, die meisten von ihnen Teilnehmer eines von der Arbeiterpartei organisierten Sommercamps für Jugendliche.
Eine weitere Attacke sorgte im August 2019 für Schlagzeilen. Damals verübte der Rassist Philip Manshaus einen Anschlag auf eine Moschee am Stadtrand von Oslo. Manshaus hatte zuvor seine asiatischstämmige Stiefschwester getötet. Auch mehrere islamistische Anschläge wurden in der Vergangenheit vereitelt.
Quelle: AFP