Zwei Drittel der jungen Menschen in Deutschland können sich die Pflege von Angehörigen vorstellen. Laut dem am Dienstag in Hamburg veröffentlichten DAK-Pflegereport sind 68 Prozent der 16- bis 39-Jährigen bereit, Pflegeaufgaben zu übernehmen. Bei Frauen ist dies eher der Fall als bei Männern.
Tatsächlich ist häusliche Pflege bei vielen bereits Alltagsthema. 29 Prozent der 16- bis 39-Jährigen haben Familienangehörige, die auf Pflege oder Hilfe im Alltag angewiesen sind. 13 Prozent sind aktuell selbst an der Pflege beteiligt, weitere elf Prozent haben sich in den vergangenen zehn Jahren bei der Pflege von Angehörigen engagiert.
Eine große Mehrheit (83 Prozent) derjenigen, die Angehörige pflegen, berichten von positiven Erfahrungen wie ein engeres Verhältnis zu den Gepflegten. 73 Prozent machen aber auch negative Erfahrungen. Ein Viertel der Befragten fühlt sich demnach von der Pflegesituation überfordert (24 Prozent). Für ebenfalls ein Viertel (24 Prozent) hat sich die Sicht auf die Welt verändert. Sie hätten durch die Pflege gelernt, was im Leben wichtig sei.
Obwohl sich junge Pflegende meist in einer Phase zwischen Ausbildung, Studium oder Berufseinstieg befinden, mussten der Umfrage zufolge nur insgesamt 18 Prozent ihre Berufstätigkeit reduzieren oder aufgeben. Dabei verringerten sie häufiger ihr Stundenvolumen als ihren Beruf zu unterbrechen.
“Viele junge Menschen sind heute bereit, ihre Angehörigen zu pflegen”, erklärte DAK-Chef Andreas Storm. “Es gibt ein starkes Verantwortungsbewusstsein.” Er forderte zugleich mehr Unterstützung für junge Pflegende etwa bei der Weiterführung des Haushalts und der Kinderbetreuung, um berufliche und finanzielle Nachteile zu vermeiden. Es sei Aufgabe der kommenden Bundesregierung, eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu schaffen, erklärte Storm.
Rund ein Drittel der 16- bis 39-Jährigen kann sich nicht vorstellen, Angehörige zu pflegen. Die Gründe sind vielschichtig. 63 Prozent trauen sich Pflegetätigkeiten schlichtweg nicht zu. Für jeden Zweiten (49 Prozent) ist die Pflege nicht mit dem Beruf vereinbar und 44 Prozent befürchten seelische Belastungen. Jedem Dritten (29 Prozent) wäre die Pflege eines Angehörigen unangenehm, 26 Prozent wohnen zu weit entfernt und 22 Prozent haben Sorge vor einer zu starken finanziellen Belastung.
Für die Untersuchung befragte das Institut für Demoskopie Allensbach zwischen dem 19. und dem 30. März per Online-Interview bundesweit 1310 Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 39 Jahren. Darunter waren 443, die derzeit Angehörige pflegen oder unterstützen beziehungsweise das in den vergangenen zehn Jahren getan haben.
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Quelle: AFP