Wirtschafts-Nobelpreis geht an drei Forscher für Arbeiten zum Arbeitsmarkt

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Mit dem diesjährigen Wirtschafts-Nobelpreis werden drei Spezialisten auf dem Gebiet der experimentellen Ökonomie für ihre Arbeiten zum Arbeitsmarkt geehrt. Der US-Kanadier David Card, der US-israelische Forscher Joshua Angrist sowie der US-Niederländer Guido Imbens hätten “neue Einblicke in den Arbeitsmarkt” gegeben und gezeigt, welche Schlussfolgerungen aus Ursache und Wirkung von Experimenten gezogen werden könnten, erklärte die schwedische Königliche Akademie der Wissenschaften.

Die Hälfte des mit zehn Millionen Kronen (eine Million Euro) dotierten Preises geht an Card. Der 1956 in Kanada geborene Ökonom forscht und lehrt an der Berkeley-Universität in Kalifornien. Er wird vor allem für seine empirischen Beiträge zur Ökonomie der Arbeit geehrt, wie das Komitee am Montag mitteilte. 

Card erklärt in seinen Werken etwa die Auswirkungen von Mindestlöhnen, Einwanderung und Bildung auf den Arbeitsmarkt. Seine Studien zu Beginn der 90er Jahre hätten die bisherigen Ideen in Frage gestellt und so zu neuen Analysen und neuen Perspektiven geführt, erläuterte das Komitee. So habe Card gezeigt, dass eine Erhöhung des Mindestlohns nicht unbedingt zu einer Reduzierung der angebotenen Jobs führe.

Der Präsident des RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Christoph Schmidt würdigte seinen Doktorvater: Er habe gezeigt, “dass akademische Qualität eben nicht darin besteht, elegante mathematische Formulierungen und komplizierte statistische Zugänge um ihrer selbst Willen einzusetzen, sondern dass es immer darum geht, den besten Weg zu finden, mit dem man den Kern des Sache erschließen kann”.

Der Düsseldorfer Ökonomieprofessor Jens Südekum sagte dem “Spiegel”, “in letzter Konsequenz ist der Mindestlohn in Deutschland ein Resultat der Forschung von David Card”. Card sei beim Vergleich von US-Bundesstaaten zu dem Schluss gekommen, dass Mindestlöhne deutlich weniger Einfluss auf die Beschäftigung haben als bis dahin angenommen. Das habe auch die Debatte in Deutschland geprägt, sagte Südekum. 

Die andere Hälfte des Wirtschafts-Nobelpreises geht zusammen an den 61-jährigen Angrist und den 58-jährigen Imbens. Angrist forscht und lehrt am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, Imbens in Stanford. Beide würdigte das Komitee für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalbeziehungen. Sie hätten gezeigt, wie präzise Folgerungen zu Ursache und Wirkung sein können. 

Ihnen sei Mitte der 90er Jahre ein “methodologischer Durchbruch” gelungen – sie hätten gezeigt, dass “solide Schlussfolgerungen” über Ursache und Wirkung auch aus “natürlichen” Experimenten gezogen werden können – etwa im Bereich der Bildung. Das ist schwierig, weil sich die Folgen einer Erfahrung je nach Gruppe unterscheiden.

Die drei Männer haben laut Nobel-Komitee insgesamt “die empirische Forschung in der Wirtschaftswissenschaft revolutioniert”. Sie hätten gezeigt, “dass es in der Tat möglich ist, wichtige Fragen zu beantworten, auch wenn es nicht möglich ist, dazu Zufallsexperimente zu machen”, sagte Komitee-Mitglied Eva Mork vor Journalisten in Stockholm. 

Der Wirtschafts-Nobelpreis geht im Gegensatz zu den anderen Preisen nicht direkt auf das Testament des Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel ins Leben gerufen und wird seit 1969 verliehen.

Im vergangenen Jahr waren die US-Forscher Paul Milgrom und Robert Wilson mit dem Preis geehrt worden. Die beiden Ökonomen wurden für ihre Arbeiten zur Auktionstheorie ausgezeichnet. Insgesamt erhielten bislang 89 Menschen den Wirtschafts-Nobelpreis, darunter zwei Frauen: Elinor Ostrom 2009 und Esther Duflo 2019. Dominant sind nicht nur Männer, sondern auch US-Forscher – zuletzt ging der Preis 1999 nicht an Wissenschaftler aus den USA. 

Quelle: AFP

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