Die SPD in Sachsen wird erstmals von einer Doppelspitze geführt. Auf einem Landesparteitag in Neukieritzsch wurden am Samstag die Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel und der bisherige Generalsekretär Henning Homann zu neuen Landesvorsitzenden gewählt. Sie traten die Nachfolge des bisherigen Parteichefs Martin Dulig an, der nicht mehr für das Amt kandidierte. Die sächsische SPD regiert in einer Koalition mit CDU und Grünen.
Die 58-jährige Michel erhielt 93 Prozent der Delegiertenstimmen. Die gelernte Industriekauffrau und Betriebsrätin zieht erstmals in den neu gewählten Bundestag ein. Der 42-jährige Homann, der auch Vize-Fraktionschef im sächsischen Landtag ist, wurde mit 90 Prozent der Stimmen gewählt. Seit 2018 war er Generalsekretär der Sachsen-SPD.
Michel sagte in ihrer Rede vor den Delegierten, sie wolle für eine “vielfältige, eine starke, eine einige und optimistische Partei” kämpfen, “die vor Ort ein Partner für die Menschen ist”. Homann sagte, die SPD müsse “zwei Dinge miteinander vereinen”: Sie müsse “in Regierungsverantwortung unser Land besser, gerechter und zukunftsfähiger” machen und zugleich “als eigenständige Partei stärker wahrnehmbar” werden.
Der bisherige Parteichef Dulig hatte im Juni angekündigt, sein Amt aufzugeben. Er wolle damit einen neuen Impuls für die SPD in Sachsen ermöglichen, betonte er. Dulig war seit zwölf Jahren Vorsitzender der Landespartei und ist seit 2014 Landeswirtschaftsminister.
Bei der Landtagswahl 2019 hatte die sächsische SPD lediglich 7,7 Prozent der Stimmen erhalten. Bei der Bundestagswahl holte die SPD im Freistaat landesweit allerdings 19,3 Prozent und wurde damit hinter der AfD und noch vor der CDU von Ministerpräsident Michael Kretschmer zweitstärkste Partei.
Die SPD Sachsen, die mit CDU und Grünen regiert, sieht sich nach der Bundestagswahl deshalb gestärkt und will den Schwung aus Berlin nutzen. Auf ihrem Landesparteitag wurde neben dem Vorsitz der komplette Landesvorstand neu gewählt.
Quelle: AFP