Der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, kann sich ein Vorziehen des deutschen Kohleausstiegs von 2038 auf 2030 vorstellen. “Ein Kohleausstieg 2030 ist machbar – wenn wir das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien gewaltig erhöhen und viele zusätzliche Gaskraftwerke bauen”, sagte Krebber der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe). “Wer hingegen nur abschaltet, gefährdet die Versorgungssicherheit in Deutschland”, warnte er.
Für den Fall eines früheren Kohleausstiegs forderte Krebber allerdings mehr Hilfen vom Staat. “Schon beim derzeitigen Kohleausstieg trägt RWE die meisten Lasten”, sagte er. Bis 2030 baue das Unternehmen 6000 Beschäftigte in den Tagebauen und Kraftwerken des rheinischen Reviers ab. “Wer noch früher als geplant aus der Kohle aussteigen will, muss für sozialverträgliche Lösungen sorgen”, sagte der Manager. “Kein Mitarbeiter darf ins Bergfreie fallen.”
RWE will stattdessen in Gaskraftwerke investieren. Schon im alten Kernkraftwerk Biblis baue das Unternehmen ein mit Gas betriebenes Reservekraftwerk. “Doch um Investitionsentscheidungen für neue Gaskraftwerke treffen zu können, brauchen wir Planungssicherheit”, sagte Krebber der Zeitung. “Gas ist ein fossiler Brennstoff – ich möchte nicht in zehn Jahren eine Debatte um den Gas-Ausstieg führen”, sagte er mit Blick auf die bis heute andauernde Debatte über den Kohleausstieg. “Deshalb brauchen wir einen breiten Konsens”, sagte Krebber weiter.
Zudem forderte er schnellere Genehmigungsverfahren für die Energiewende. “Damit der Ausbau der Erneuerbaren vorankommt, müssen Planungsverfahren straffer werden”, forderte er. Derzeit erfordere eine Windkraftanlage an Land 70.000 Seiten an Anträgen. “Das ist doch Wahnsinn”. Genehmigungen müssten standardisiert werden und die zuständigen Ämter personell aufgestockt. Krebber forderte auch, das Klagerecht für Bürgerinitiativen und Umweltverbände einzuschränken: “Bei Klagen sollte es nur noch eine Instanz geben.”
Quelle: AFP