Brasilien hat am Freitag die offizielle Zahl von 600.000 Corona-Todesfällen überschritten. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, haben die Behörden mittlerweile mehr als 21,5 Millionen Fälle des tödlichen Virus registriert. Damit ist Brasilien nach den USA das am zweitstärksten von Covid betroffene Land der Welt – wobei viele Experten die offiziellen brasilianischen Zahlen als zu niedrig einschätzen.
Die USA hatten vor kurzem die Marke von 700.000 Todesfällen überschritten. Die US-Bevölkerung ist jedoch ein Drittel größer als die Brasiliens. Von der schlimmen Situation vor drei Monaten, als jeden Tag mehr als 2000 Todesfälle in Brasilien gemeldet wurden, ist das Land mittlerweile wieder etwas entfernt.
“Die Situation hat sich verbessert, aber wir dürfen nicht unvorsichtig werden”, sagte Margareth Dalcolmo, Lungenärztin und Forscherin am renommierten Forschungsinstitut Fiocruz, der Nachrichtenagentur AFP. Sie sagte, die Pandemie könne erst dann als unter Kontrolle betrachtet werden, wenn “wir 80 Prozent der Bevölkerung geimpft haben”. Bislang haben 71,4 Prozent der Brasilianer mindestens eine Impfdosis erhalten, aber nur 45,9 Prozent sind vollständig geimpft.
Ende Juli sank die offizielle Zahl der Todesfälle in Brasilien auf unter 1000 und ging weiter zurück, bis sie sich im September bei 500 stabilisierte. Am Freitag registrierten die Behörden 615 neue Todesfälle.
Brasilien sei weit davon entfernt, “das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, die Situation bleibt besorgniserregend”, sagte Domingos Alves, Forscher an der medizinischen Fakultät der Universität Sao Paulo. Trotz dieser Warnungen bemühen sich Großstädte wie Rio de Janeiro um die Rückkehr zur Normalität. Der Bürgermeister von Rio, Eduardo Paes, hofft sogar auf einen Karneval ohne Abstandsregeln im Februar.
Quelle: AFP