Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Journalisten Maria Ressa aus den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland für ihre Verdienste um die Meinungsfreiheit. “Freier, unabhängiger und sachlicher Journalismus dient dem Schutz vor Machtmissbrauch, Lügen und Kriegspropaganda”, begründete die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, am Freitag die Entscheidung. UN-Generalsekretär António Guterres forderte mehr Einsatz für den Schutz der Pressefreiheit weltweit.
Die Meinungsfreiheit sei eine “Voraussetzung für Demokratie und Frieden”, sagte Reiss-Andersen. Ressa und Muratow stünden “stellvertretend für alle Journalisten, die dieses Ideal in einer Welt verteidigen”. Als unabhängige Journalisten führten sie einen “mutigen” Kampf in Zeiten, in denen es in ihren Ländern und vielen anderen Teilen der Welt schlecht um die Pressefreiheit bestellt sei.
Der 59-jährige Muratow ist Mitgründer und Chefredakteur der unabhängigen russischen Zeitung “Nowaja Gaseta”, die auch für ihre Kritik an Präsident Wladimir Putin und seinem Machtsystem bekannt ist. “Das ist nicht mein persönlicher Verdienst. Er gehört ‘Nowaja Gaseta'”, sagte Muratow laut der russischen Nachrichtenagentur TASS.
Die Auszeichnung gelte zudem allen, die “bei der Verteidigung des Rechts auf Redefreiheit gestorben sind”. Seit Gründung der “Nowaja Gaseta” 1993 wurden sechs ihrer Mitarbeiter getötet, darunter 2006 die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Anna Politkowskaja.
Der Ex-Staatspräsident der Sowjetunion und selbst Friedensnobelpreisträger, Michail Gorbatschow, nannte die Auszeichnung “eine sehr gute Nachricht” für Journalisten weltweit. Gorbatschow ist selbst Anteilseigner und früher Unterstützer der “Nowaja Gaseta”.
Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gratulierte Muratow zur Auszeichnung. “Er ist talentiert, er ist mutig”, sagte er.
Muratow sagte allerdings, er persönlich hätte die prestigeträchtige Auszeichnung dem inhaftierten Kreml-Kritiker Alexej Nawalny verliehen. Dem Oppositionspolitiker, dem weitere Anklagen und Verurteilungen unter anderem wegen “Extremismus” drohen, bescheinigte er zudem, “noch seine ganze Zukunft vor sich zu haben”.
Die 58-jährige Ressa hatte 2012 in den Philippinen mit Kollegen das Investigativmedium Rappler gegründet. Laut Nobelkomitee kämpft sie so gegen “den Machtmissbrauch und den wachsenden Autoritarismus in ihrem Heimatland”. Rappler habe unerschrocken über die “umstrittene, mörderische Anti-Drogen-Kampagne” von Präsident Rodrigo Duterte berichtet, die “einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung gleich kommt”.
Die philippinischen Behörden gehen auch gerichtlich gegen Ressa vor. Die ehemalige CNN-Korrespondentin ist derzeit nur gegen Kaution auf freiem Fuß. Ihr drohen wegen Verleumdung bis zu sechs Jahre Gefängnis. “Das ist die beste Zeit, um Journalist zu sein”, sagte Ressa dazu. “Die Zeiten, in denen es am gefährlichsten ist, sind auch die Zeiten, in denen es am wichtigsten ist.”
UN-Generalsekretär Guterres forderte angesichts der Auszeichnung mehr Einsatz für den Schutz der Pressefreiheit weltweit. “Während wir den Preisträgern gratulieren, sollten wir das Recht auf Pressefreiheit bekräftigen und die grundlegende Rolle von Journalisten anerkennen”, erklärte Guterres. Ohne unabhängige Journalisten “kann keine Gesellschaft frei und gleich sein”.
Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen sind seit Jahresbeginn 24 Journalisten getötet worden. 350 weitere sitzen wegen ihrer Arbeit im Gefängnis.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises findet im Dezember in Oslo statt. Das Preisgeld beträgt zehn Millionen schwedische Kronen (rund 980.000 Euro). Im vergangenen Jahr war das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden.
Diese Woche waren bereits die Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin und Literatur vergeben worden. Maria Ressa ist die erste Frau, die in dieser Saison einen Nobelpreis erhält. Zum Abschluss der Nobelpreis-Woche wird am Montag noch die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften bekanntgegeben.
Quelle: AFP