Im Prozess zu Pariser Anschlägen sagen erstmals Bataclan-Überlebende aus

Copyright AFP/Archiv Ina FASSBENDER

Überlebende des Anschlags auf den Konzertsaal Bataclan haben erstmals vor Gericht die grausamen Szenen des 13. Novembers 2015 beschrieben. “Sie haben auf uns geschossen wie auf Hasen, immer wenn ein Telefon klingelte oder jemand um Hilfe rief”, sagte Cédric, ein 41 Jahre alter ehemaliger Lieferant, am Mittwoch vor dem Pariser Sondergericht. Islamistische Attentäter hatten in dem Konzertsaal 90 Menschen getötet.

Im Prozess zu den Pariser Anschlägen vom November 2015 sind 20 Menschen angeklagt. Zu ihnen zählt Salah Abdeslam, das einzig noch lebende Mitglied der Kommandos, die bei den Anschlägen am Stade de France, auf Straßencafés und im Bataclan 130 Menschen töteten. 350 weitere wurden verletzt.

Irmine war am Mittwoch die erste Bataclan-Überlebende, die im Gerichtssaal aussagte. Sie war mit ihrem Freund Fabian auf dem Konzert der Eagles of Death Metal gewesen. Sie habe nahe am Eingang gestanden, als sie einen der Angreifer habe schreien hören: “Frankreich hat in Syrien nichts zu suchen”. Irmine konnte aus dem Saal flüchten, aber Fabien überlebte den Angriff nicht. Sie habe seinen Mantel, seine Schuhe gesehen, aber sein Kopf sei “nicht mehr zu erkennen” gewesen, sagte sie mit brüchiger Stimme. 

Jean-Marc war auf dem Weg nach draußen gewesen, um eine Zigarette zu rauchen. Als er die ersten Schüsse hörte, habe er gedacht, dass dies “Teil der Aufführung” sei. Er habe aus nächster Nähe gesehen, wie die drei Angreifer Gewehrsalven in die Menge feuerten. Er habe sich auf den Boden geworfen und sich tot gestellt. “Ich habe gespürt, wie Patronenhülsen auf mich fielen”, erinnerte er sich. “Wir waren wie ohnmächtig, wir wussten nicht, ob wir die nächste Kugel abbekommen oder nicht”, sagte er.

Auch Cédric hatte sich während des Angriffs tot gestellt. “Ich habe versucht, mit dem Boden zu verschmelzen”, erinnerte er sich. Er wurde am Bein verletzt und kann bis heute nicht damit laufen wie früher. Er empfinde eine “Schuld, lebendig zu sein”, sagte er.  

An der Gerichtsverhandlung nahm auch die Witwe des Deutschen teil, der im Bataclan getötet worden war. “Vielleicht treffe ich hier Menschen, die meinen Mann noch gesehen haben, kurz bevor er starb”, sagte Sophie Bouchard-Stech kurz vor Verhandlungsbeginn. Sie hoffe auf “Erklärungen, die etwas Rationalität bringen”, fügte sie hinzu. Ihr Mann Fabian Stech war einer der 90 Menschen, die im Bataclan getötet wurden. 

Die Aussagen zum Bataclan sollen noch vier Wochen dauern. In dem umfangreichsten Prozess, den Frankreich je erlebt hat, soll auch der ehemalige Präsident François Hollande aussagen. Er saß auf der Tribüne im Fußballstadion Stade de France, als die ersten Attentäter in der Nähe ihre Sprengstoffgürtel zündeten.

Von den 20 Angeklagten sind nur 14 vor Gericht anwesend. Fünf gelten als tot, einer wird gesucht. 

Quelle: AFP

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