Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Ulrich Kühn hat nach dem Totalausfall der Facebook-Dienste eine stärkere Regulierung von Online-Netzwerken gefordert. “Die konsequente Durchsetzung der datenschutzrechtlichen Anforderungen in Europa wäre ein notwendiger erster Schritt”, sagte Kühn der “Augsburger Allgemeinen” vom Mittwoch. Er erwartet demnach, dass auch international die Bestrebungen zunehmen werden, den Facebook-Konzern stärker zu regulieren.
“In den USA steht Facebook aktuell unter erheblichem politischem Druck wegen seiner intransparenten Geschäftspraktiken”, sagte Kühn, dessen Behörde für Facebook in Deutschland zuständig ist. Der Totalausfall habe zudem deutlich gemacht, wie sehr Facebook seine sozialen Netzwerke inzwischen verknüpft habe. “Dass alle großen Dienste – Facebook, Whatsapp und Instagram – zugleich betroffen waren, zeigt die enge Nähe dieser Produkte und deren immer größere Verschmelzung miteinander”, sagte er.
“Schwerer wiegen die fortwährenden Bestrebungen, die Dienste auch inhaltlich zu verzahnen und Daten aus einem Dienst für den anderen zu nutzen”, kritisierte Kühn. Hier habe sich seine Behörde jedoch auf europäischer Ebene nicht durchsetzen können, die Nutzung personenbezogener Whatsapp-Daten für Facebook-Zwecke zu untersagen.
Kühn betonte zugleich, der Totalausfall zeige, wie sehr Facebook in Europa entgegen anderer Verlautbarungen aus den USA betrieben werde. “Die scheinbare Eigenständigkeit der europäischen Anbieter Facebook Ireland Ltd. und Whatsapp Ireland Ltd. besteht vor allem auf dem Papier”, sagte er. “Tatsächlich wird das Facebook-Universum zentral aus den USA gesteuert.”
Facebook hatte für den Ausfall seines Netzwerks und der Tochterdienste Instagram, Whatsapp und Messenger am Montag eine Technikpanne verantwortlich gemacht. Zahlreiche Nutzer konnten die Plattformen stundenlang nicht erreichen.
Quelle: AFP