Rund 216.000 Minderjährige sind zwischen 1950 und 2020 Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche Frankreichs geworden. Das teilte eine unabhängige Untersuchungskommission am Dienstag in Paris mit. Die Zahl der Opfer steige sogar auf 330.000, wenn man Angreifer hinzurechne, die als Laien in Einrichtungen der katholischen Kirche arbeiteten, etwa an katholischen Schulen oder bei Jugendbewegungen.
“Diese Zahlen sind erschreckend und dürfen auf keinen Fall folgenlos bleiben”, sagte der Leiter der Untersuchungskommission, Jean-Marc Sauvé. Die Opfer seien zu 80 Prozent Jungen gewesen, die meisten von ihnen seien zwischen zehn und 13 Jahre alt gewesen. Die Zahl der Übergriffe sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen. “Aber man muss sich von der Idee verabschieden, dass das Problem beseitigt sei. Das Problem besteht fort”, betonte er.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, zeigte sich bestürzt. “Das ist unerträglich. Ich zeige hier meine Scham, mein Erschrecken und meine Entschlossenheit, zu handeln”, sagte er. “Ich möchte um Verzeihung bitten”, fügte er hinzu.
Die Untersuchungskommission empfiehlt der Kirche, alle Opfer als solche anzuerkennen, auch jene, deren Fälle verjährt sind. Der Schaden müsse repariert werden, es müsse Entschädigungen geben. Zudem müssten das Kirchenrecht und die Ausbildung der Priester reformiert werden, forderte Sauvé.
Quelle: AFP