Chipkrise führt zu Produktionsausfällen bei Autobauern und Einbußen bei Zulieferern

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Der anhaltende Halbleitermangel macht der Industrie weiter schwer zu schaffen, besonders betroffen sind die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Produktionsausfälle bei Autobauern führen zu stornierten Bestellungen bei Zulieferunternehmen, wie die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) am Dienstag erklärte. So entstünden “enorme Mehrkosten” für Logistik und Lagerung. Der Münchner Lastwagen-Hersteller MAN drosselte seine Produktion in Deutschland. Der Chiphersteller Infineon kündigte indes für das kommende Geschäftsjahr ein Umsatzplus “im mittleren Zehn-Prozent-Bereich” an.

Erkennbar wurde die angespannte Lage auch an den Zahlen zu Neuzulassungen von Autos in Deutschland: Nach einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat um 23 Prozent im August sank die Zahl der verkauften Neuwagen im September erneut, diesmal um rund 26 Prozent, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte. In den ersten neun Monaten des Jahres seien rund zwei Millionen Autos zugelassen worden, ein Prozent weniger als im Vorjahr und rund ein Viertel weniger als 2019.

Grund für den deutlichen Rückgang war laut der Beratungsfirma EY der Chipmangel in der Autoindustrie. “Die Chipkrise schlägt immer heftiger auf den Neuwagenmarkt durch”, erklärte EY-Automobilmarktexperte Peter Fuß. Zwar entwickele sich die Konjunktur positiv und die Nachfrage sei hoch, doch die Hersteller seien nur begrenzt lieferfähig. 

“Derzeit können Millionen Autos nicht gebaut und ausgeliefert werden, weil Halbleiter fehlen”, erklärte Fuß. “Inzwischen ist es ausgeschlossen, dass wir in diesem Jahr auch nur in die Nähe des Vorkrisenjahres 2019 kommen – tatsächlich wird der Absatz sogar niedriger liegen als im Corona-Jahr 2020.”

Betroffen ist auch der Münchner Lastwagen-Hersteller MAN. Dieser kündigte gegenüber dem “Münchner Merkur” am Montag an, aufgrund fehlender Halbleiter die Produktion in seinen deutschen Standorten zu drosseln. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Unternehmen seine Produktion in München unterbrochen, auch in der kommenden Woche sollen die Produktionsbänder teilweise stillstehen.

Mit einer schnellen Entspannung der Lage rechnete der Konzern indes nicht: “Aufgrund der anhaltenden Versorgungsengpässe werden wir uns die kommenden Monate mit dem Programm stärker an die schwankenden Gegebenheiten anpassen müssen”, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Auch Opel hatte Ende September angekündigt, die Produktion in seinem Werk in Eisenach bis Anfang 2022 aufgrund des Chipmangels stillzulegen.

Die Produktionsausfälle treffen auch Zulieferunternehmen: Bestehende Bestellungen würden unter Verweis auf den Chipmangel storniert, auch Zahlungsansprüche würden verweigert, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ). Durch die kurzfristigen Stornierungen von Bestellungen liefen die Lager der Zulieferer voll, Lastwagen müssten teilweise wieder umkehren. Dadurch entstünden “enorme Mehrkosten für Logistik und Lagerung”, erklärte die ArGeZ. 

Da Automobilhersteller die Annahme und Bezahlung von bestellter Ware teilweise ablehnten, werde den Lieferanten die notwendige Liquidität und die Planungsgrundlage entzogen. Die Lieferketten seien “zum Zerreißen gespannt”.

Gut laufen die Geschäfte hingegen für die Hersteller von Halbleitern: Der deutsche Chiphersteller Infineon bestätigte am Dienstag seine Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatz von rund elf Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2022 werde ein “starkes Umsatzwachstum im mittleren Zehn-Prozent-Bereich” erwartet. Im kommenden Geschäftsjahr will das Unternehmen rund 2,4 Milliarden Euro investieren, im Geschäftsjahr 2021 lagen die Investitionen bei rund 1,6 Milliarden Euro.

“CO2-Reduzierung und der Wunsch, Dinge intelligent zu machen und sicher zu vernetzen, sind wichtige Trends in allen Branchen”, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Infineon, Reinhard Ploss. “Elektrifizierung und Digitalisierung sind Langzeittrends, für beide Bereiche sind Halbleiter unverzichtbar”.

Quelle: AFP

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